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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 7 und 8)

modern Unscha- 
bloniertes. Auch 
das ist günstig zu 
vermerken. Im- 
merhin ist der 
plastische Teil 
nicht ganz aus 
ein und demsel- 
ben Guß, wie die 
ganz neumodern 
stilisierte Archi- 
tektur, die übri- 
gens alle An- 
erkennung ver- 
dient. Die Wiener Plastik unserer Zeit ist die Eierschalen ihrer bürgerlich-realistischen Her- 
kunft noch nicht ganz los. Sie wird sie auch vielleicht nie los werden, wenigstens auf monu- 
mentalem Gebiete, denn die stilistische Auffassung hat für den genregewohnten Wiener 
etwas abstrakt Trockenes, mit dem er sich vielleicht nie abfinden wird. Mit diesem einen 
Vorbehalt ist das Werk als erfreuliche Leistung zu begrüßen. 
 
Franziska Hcfmanninger, Bordüre (Applikarion) 
ER BRÜCH IN DER SEZESSION. Die ausgehende Saison hat ein künstle- 
risches Ereignis von noch unabsehbaren Folgen gebracht. In der Wiener Sezession 
ist eine Spaltung eingetreten, die bis auf den Grund der Dinge reicht. Eine Partei von fünf- 
zehn Mitgliedern ist aus der Vereinigung ausgetreten und will ihr weiteres Glück auf eigene 
Faust versuchen. An Faust fehlt es dieser Gruppe allerdings nicht, denn einige der Stärksten 
gehören ihr an. Gustav Klimt voran und Otto Wagner, dann Moll, Orlik, Bernatzik, Metzner, 
Hoffmann, Moser und noch ein paar minores gentes. Man hat die Sache seit längerer Zeit 
kommen sehen. Seit anderthalb Jahren etwa spitzte sie sich akuter zu. Die Angelegenheit 
von St. Louis brachte fast schon den Bruch zuwege. Nun hat ein an sichweniger bedeutendes 
persönliches Moment die Lawine ins Rollen gebracht: der Austritt Molls, der die künstle- 
rische Leitung der Galerie Miethke übernommen hatte. Überhaupt ist es ja nicht fraglich, 
daß persönliche Momente denn doch die 
nächste Quelle des Zerwürfnisses sind, 
dessenVoraussichtlichkeit sich vorn ersten 
Augenblick der Sezession an, trotz aller 
zusammenhaltendenManneszuchnmerken 
ließ. Wenn die Befreiung des Individuums, 
die Zucht der Persönlichkeit zum Pro- 
gramm der modernen Kunst überhaupt 
gehört, kann diese auf der ganzen Linie 
entbundene Energie unmöglich an der 
Grenze der eigentlichen Interessensphäre 
jedes Einzelnen oder jeder Gruppe Halt 
machen. Das Menschliche ist auch hier 
eingetreten. Den vielen Köpfen, die in 
sieben Jahren stark gewachsen sind, ist 
der eine Hut, unter den sie einst unter . 
dem Zwang unserer drückenden Kunst- 
verhältnisse gebracht wurden, zu eng 
Bit 
 
geworden. Die Menschlichkeiten haben 
überhand genommen und schließlich Geß- 
lersI-Iutdie RGVCFCIIZ versagt. Damitgehört Franziska Hofmanninger, Sache: (Flachstickerei)
	        
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