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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 7 und 8)

Kunstentwicklung hat seit 
jenen sieben Jahren nicht 
nur eine Strecke zurück- 
gelegt, sondern sie ist ir- 
gendwo angelangt; beim 
Stil. Als die Sezession ge- 
gründet wurde, war es ihre 
nächste Aufgabe, den u - 
bedingten Impressionis- 
rnus des Westens nach 
Wien zu verpflanzen, den 
gewissen mit den „violetten 
Pferden" und vemebelten 
Menschen. Es galt eine 
optisch-richtige Naturhe- 
obachtung einzubürgem, 
auch dem Publikum das 
Zweimalzwei der Lokal- 
farbe und der geometrisch 
starren Erscheinung abzu- 
gewöhnen. Als dies errun- 
genwar, hatte man aber 
erst die Mittel, einen Zweck 
zu erreichen, der sich nun 
unabweislich in den Vordergrund schob. Nämlich, daß jeder Künstler sein persönliches 
Verhältnis zur Natur künstlerisch feststelle. Damit war der Zug zum Stil gegeben, der 
selbstverständlich ein in jedem Einzelfalle persönlicher werden mußte oder wenigstens 
sein soll, was freilich in vielen Fällen an der Unzulänglichkeit des Talentes, also an der 
Unausgesprochenheit der künstlerischen Persönlichkeit scheitert. Auch hier sind Wenige 
berufen oder gar auserkoren. So schien es denn zulässig, die Spaltung in der Sezession als. 
einen Gegensatz zwischen „Stilisten" und „Impressionisten" zu bezeichnen. Daß diese 
Qualifikationen 
nicht ohne Aus- 
nahme zutreffen, 
lehrt ein Blick auf 
die beiden Na- 
menslisten. Da 
aber tatsächlich 
die stärksten Sti- 
listen unter den 
Ausgetretenen 
sind, läßt sich 
diese ästhetische 
Unterscheidungs- 
formel rechtfer- 
tigen. Die Stilis- 
ten, die sich bis- 
her in der Sezes- 
sion mehr oder 
weniger majori- 
siert glaubten, 
werden nun im Franziska Hofmanninger, Sache: (Flachstickerei) 
Franziska Hofmanninger, Polster (Applikation und Schnurtechnik)
	        
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