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malte er das Bildnis des Fräu-
leins Emilie Bergerat. Zwei
Jahre früher hatte er im Salon
ein ganz kleines Bild „Der
heilige Franz predigt den Vö-
geln" ausgestellt -- der Hei-
lige nackt, gemäß einer spani-
schen Legende. Dieses Bild
wurde viel besprochen.
Was schließlich den jun-
gen Künstler rettete,war seine
Gabe der Selbstkritik. Ein
anderer wäre vielleicht auf
diesem Wege fortgeschritten.
Granie aber sah ein, daß der
Weg für ihn ein falscher sei,
daß er ihn nach rückwärts,
nicht nach vorwärts führe.
Um diese Zeit unternahm
er ein Bildnis der Yvette Guil-
bert. Während er daran arbei-
tete, ward er sich zum ersten-
male bewußt, daß es ein Irr-
tum sei, die alten Italiener so
genau nachzuahmen; auch
fühlte er, daß ihm Ölfarbe
als Medium nicht passe. Er
konnte damit weder die syn-
thetische Seite seines Geistes, noch seine Liebe für genaue Einzelheiten aus-
drücken. Er versuchte andere Stoffe und malte zwei, offenbar von Bernardino
Luini inspirierte Fresken. Doch begriff er sofort die Hindernisse, welche der
F reskomalerei unter den modernen Verhältnissen im Wege stehen, und die
absolute Unmöglichkeit, je Aufträge in genügender Menge zu bekommen,
und sah sich deshalb nach einem anderen Ausdrucksmittel um. Er suchte
seine dekorativen Grundsätze auf irgendwelche Weise in kleinerem Maßstabe
anzuwenden.
Da kamen ihm einige mittelalterliche persische und indische illuminierte
Handschriften zu Gesicht: es war eine wahre Offenbarung! Hier lag sein
Pfad klar vor ihm: die Individualisierung und Spezialisierung der Buch-
dekoration. Im Anfang ging er von einer gotischen Grundlage aus und
basierte seinen Entwurf auf die rein geometrische und konventionelle
Anwendung von Blumenformen. Er arbeitete mit Leidenschaft aber im
Geheimen an diesen Zeichnungen, in welchen das Gefühl für Verhältnisse oft
fehlerhaft war. Mit der Hilfe von Ziem, dem Maler, vervollkommnete er sich
j. Granie, Buchschmuck