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welcher bis ins IV. jahr-
hundert zurückdatiert.
Aber erst im XIII. Jahr-
hundert wurde das Illu-
minieren zurWürde einer
Kunst erhoben. Im vor-
hergehenden Jahrhundert
versprach die Schreib-
kunst schon jenesWieder-
aufblühen, welches alle
anderen Künste belebte.
Aus dieser Periode haben
wir eine Art Enzyklo-
pädie, den Hortus Delici-
arum, mit Ornamenten
der Äbtissin I-Ierrad.
Aber im XVJahrhundert
wird mehr Abwechslung
im Stil eingeführt und
Pflanzenforrnen treten
mehr in denVordergrund.
Es werden Schnörkel an-
gebracht; launige Phanta-
sie verdrängt den stren-
gen frühen Geschmack
und die Seiten werden in
enganschließende Blu-
rnenrahmen gefaßt, wel-
chen Vögel und Insekten,
Eichhörnchen und selbst Affen Abwechslung verleihen. Die Herzoge von
Burgund waren die Mäcene dieser Kunst und von ihnen ermuntert,
widmeten sich Maler wie Memling und Van Eyck der Verzierung von
Handschriften.
Der Name, welcher als Ausdruck der reinsten französischen Kunst des
XV. Jahrhunderts glänzt, ist natürlich der des ]ean Fouquet, dessen tadellose
Technik das Ziel von Granies geduldigstem Studium bildete. Ein Band,
Jüdische Altertümer in der Nationalsammlung, enthält elf Bilder von F ouquet,
der es so gründlich verstand, Relief, zurückweichende Distanzen und Luft-
perspektive wiederzugeben. Die „Stundengebete" der Anna von Bretagne,
welche aus derselben Zeit stammen, und die Guirlande de Julie, aus dem
XVII. Jahrhundert, sind die anderen wichtigsten Werke französischer
Miniaturdekoration.
Der Irrtum der meisten Modernen war ein zu Wörtliches Nachahmen
oder Kopieren dieser frühen Werke, mit Außerachtlassung der Tatsache,
J. Granie, Buehschmuck