oder zweihenkliges Gefäß. Besonders versteht man Einmachtöpfe darunter.
Die deutschen Häfen entsprechen den italienischen Albarelli, die sich von
ihnen wie die Gläser Venedigs von den deutschen Humpen im allgemeinen
durch den geringeren Umfang unterscheiden. Welsche Häfen und Krüge
werden im XVI. Jahrhundert in Deutschland gern als Apothekergefäßef
importiert. Der als Stifter des englischen Grußes von Veit Stoß der Kunst-
geschichte wohlbekannte Nürnberger Großkaufmann Anton Tucher" ver-
wendete sie gewissermaßen als Bonbonnieren, um kandierte Pommeranzen-
schelfen darin zu verschenken, eine Aufmerksamkeit, die er zum Beispiel
Johann von Staupitz anläßlich seiner Aufsehen erregenden Predigten in
Nürnberg im Reforrnationsjahr I5I7 erwiesfhki" Die Beliebtheit, deren sich die
Majolikahäfen erfreuten, führte denn auch, wie die erhaltenen deutschen
Fayencen des XVI. und XVII. Jahrhunderts zeigen, dazu, daß man sie zu
imitieren suchte. Das schönste Beispiel dafür ist ein Albarello vom Jahre r544
(Abb. 22, 23). Dieses Fayencegefäß scheint sich seit Alters in Ulm befunden
zu haben. Ob es gleichfalls dort entstanden ist, wissen wir nicht. An sich
liegt es nahe, anzunehmen, daß die Ulmer, ebenso wie sie die Rotschmieds-
tiegel (an deren Fabrikation ja Hans Nickel beteiligt war) aus Nürnberg
kommen ließenj- auch Luxusgeschirre daher bezogen. Wenigstens genügt
die schwäbische Provenienz hier nicht, die Hirschvogel-Hypothese auszu-
"' Vgl. johann Fi-
schart (1590): „Büchsen
und Häfen, wie wir sie
heut in den apotheken ste-
hen sehen" (zit. v. Heyne
im deutsch. Wörterb.),und
„lnvenmrium über Vnlerii
Püsters. Bürgers, bishero
innegehabten Apotheken".
Nürnberg x57! (Notiz
darüber irn Anzeiger d.
German. Nat. Mus. 1887,
S. a3): „Welsche, Arn-
stätterundl-lanauerbixen",
„Cölnische Häfen" usw.
"' Vgl. Anton Tu-
chera Haushnltungsbuch
2.]. l5r5: „Item adi x l dito
kauft von Lezser g platten
und ein hefelen mit plob
und schün varben ge-
schmeltzt von Mailant". 7
"Itern adi 29 augusto kauft
von Lezser 3 verdeckt sau-
her krüg von Mailant."
'" Itern adi 25 mar-
czi schenkt dem Staupicz
munck x Pfd. eingemacht
pommeranzenschelfen in
einem krug von Mailant."
1' Vgl. die 1539
datierten Ratsverlässe ed.
Hampe no. 2389, 239i bis Abb. 27. Wappen des Wiener Bürgermeisters Sebastian Hutstocker, Radierung
1393, 2404, von Augustin Hirschvogel