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Kunstentwicklung und erst
in dem seither verflossenen
Vierteljahrhundert sind die
Künste des Friedens etwas
emsiger gepflegt worden. In
England führte die prära-
phaelitische Bewegung zu
einer Gründlichkeit der Me-
thode, welche bei der jün-
geren Generation Frucht
getragen hat. Das Erwa-
chen der schlummernden
Mittelklasse in England zu
einem Verständnis des
Wertes der Kunst im Heim,
der Festung des englischen
Gefühls,hateineRevolution
in der häuslichen Einrich-
tung hervorgerufen.
William Morris, der un-
ermüdlich schöpfende Ar-
beiter, ließ es sich nie ver-
drießen, seinenLandsleuten,
i welche die von ihm einge-
_ leitete neue Bewegung mit
taubem Ohre empfingen,
die scharfe Wahrheit ein-
zuhämmem. „Punch", des Engländers Ideal eines humoristischen Blattes,
ließ das Geschütz plumper Satire auf die ästhetische Bewegung los und
machte sich über die neuen Ideen lustig, welche die englischen Kunsthand-
werker anfeuerten, der Wiederholung jener häßlichen Untaten in der Möbel-
herstellung ein Ende zu machen, mit welcher der geschmacklose Händler
seinen ebenso geschmacklosen Kunden zufriedenstellte.
Eine Übergangsperiode liegt zwischen der früh-viktorianischen Zeit
und dem Jahrhundertwechsel mit seinen gesunden und scheinbar stabilen
Grundsätzen, welche zu einer bemerkenswerten Produktion ausgezeichneter
Arbeiten auf allen Gebieten der Kunst und des Kunsthandwerkes geführt
haben. In dieser Übergangsperiode trat der Sammler in den Vordergrund.
Die Meisterwerke der alten Möbelkünstler, Sheraton, Chippendale, Adam,
I-Ieppelwhite und so weiter, lange mißachtet und vergessen, wurden da aus
Rurnpelkammern und Trödlerläden ans Tageslicht gebracht und mit fast
übertriebenem Eifer gesammelt. Der Anfang wurde wohl von einer kleinen
Gruppe künstlerischer und klug voraussehender Vorläufer gemacht, welche
die auffälligen Mängel des zeitgenössischen Möbelstiles schmerzlich fühlten
Rudolf Ribarz, Päonienstudie