Händler ganz Europa systematisch durchstöbert hat! Mit der Mode der
Scheinantiquitäten geht es rasch zu Ende. Das Publikum ist ihrer über-
drüssig und will nichts mehr von Jakobäischen Nachahmungen, gefälschten
Chippendale und maschinenmäßig hergestellten Sheraton wissen. Die Ein-
flüsse einer gründlichen Erziehung tragen das ihrige zu diesem Umschwung
bei. Dutzende von nützlichen Nachschlagbüchern sind in den letzten Jahren
diesem Gegenstände gewidmet worden und helfen mit, den Pfad des Fabri-
kanten von Imitationsmöbeln dornig zu gestalten. Die Folge davon ist, daß
es nicht an Zeichen fehlt, daß eine stets wachsende Nachfrage nach neuem
Mobiliar von sinngerechtem Entwurf und gesunder Zimmerei und Tischlerei
geschaffen worden ist. Daß das Angebot der Nachfrage folgt, ist nur ein
natürlicher Schritt der Entwicklung.
Aus den Entwürfen der „Wood I-Iandicraft Society", welche in letzter
Zeit ihren Namen in Elmdon St Co. verändert hat, klingt die neueste Note
des Möbels und der architektonischen Holzarbeit. Der leitende Direktor,
Mr. Arthur ]. Penty hielt mit seinem Mitarbeiter Mr. Charles Spooner vor
kurzem eine Ausstellung in den Räumen des Londoner Alpine Club. Diese
künstlerische und geschäftliche Verbindung hat zu sehr gelungenen Resul-
taten geführt. Beide Künstler haben sorgfältig die Auswüchse der soge-
nannten „Art Nouveau"-Bewegung vermieden und basieren ihre Möbel auf
die gesunde Konstruktion des altenglischen Mobiliars einer Zeit, in welcher
die Zimmerei und Tischlerei noch nicht durch den modernen Wetteiferungs-
geist der billigen Herstellung beeinHußt war.
Mit Berücksichtigung des feuchten Klimas Englands haben Penty und
Spooner das geeignetste Holz mit großer Sorgfalt gewählt und dasselbe
praktische Verständnis zeigt sich in der Wahl der Formen für Gegenstände,
die in erster Hinsicht auf Nutzbarkeit bestimmt sind. Omamentale Ver-
zierung um ihrer selbst willen ist bei den Entwürfen Pentys und Spooners
von sehr geringer Bedeutung. Nach ihrer Auffassung - und diese ist sicher-
lich die einzig richtige - muß jedes Möbelstück vor allen Dingen genau
dem Zwecke angepaßt sein, für welchen es bestimmt ist. Die Tische befolgen
die vom gesunden Hausverstande vorgeschriebenen Regeln. Die Sessel
gewähren jedem, der sie benützt, das Maximum an Bequemlichkeit. Alles
beruht auf Konstruktion und für oberflächlich angefügte Dekorationsmotive,
Furnierbretter und dergleichen ist in der Werkstatt dieser Kunsttischler
wenig Platz. Man kann wohl ohne Übertreibung und ohne dem kritischen
Urteil Gewalt anzutun, sagen, daß diese Möbel für die Nachwelt gemacht
sind. Ohne Politur und ohne irgend welchen abscheulichen Fimis gehen sie
aus den Händen ihrer Macher hervor, um von ihren Eigentümern durch
Jahrhunderte hindurch jene liebevolle Behandlung durch Reiben mit Leinöl,
Bienenwachs und Terpentin zu erhalten, um jene Patina zu erlangen, welche
nur die Zeit den schönen alten Schöpfungen des Holzkünstlers verleihen kann.
Man mag wohl Penty und Spooner Mangel an Originalität in der Erfin-
dung neuer Formen vorwerfen. Und der Vorwurf wäre nicht ganz ungerecht.