RUDOLF RIBARZ iß VON HARTWIG FISCHEL-
WIEN 50'
" EUTE kann man sich wohl kaum eine richtige Vor-
stellung davon machen, wie beengt und bedrückt
die bildenden Künstler Wiens - die nicht der
herrschenden Mode nachliefen - in den Sech-
zigerjahren des verdossenenjahrhunderts lebten
und arbeiteten, wie wenig Anregung und Führung
das junge Talent zu erwarten hatte, das amDonau-
strand das Licht der Welt erblickte. Und doch
brachte es damals Albert Zimmermann zuwege,
in einigen Schülern den Keim jener wahren und
echten Begeisterung zu wecken, die zu bleibenden Leistungen führt und über
die größten Hindernisse hinweghilft. Aus seiner Landschaftsschule gingen
unter anderen auch Schindler, Jettel und Ribarz hervor, welche über die
Grenzen ihrer Heimat hinaus wirkten, welche im stande waren, den Kontakt
der großen internationalen Kunstbewegung mit Österreich wieder herzustellen.
Die mächtigen Anreger, welche jener Generation die Wege wiesen,
lebten in Frankreich; es waren vor allem die durch den Engländer Constable
auf die Bahnen eines ernsten und intensiven Naturstudiums gedrängten so-
genannten Meister der Dreißigerjahre. Man kann den tiefen Eindruck, den
dasWirken der Troyon, Millet, Corot, Rousseau, Daubigny, Diaz, Dupre auf
die damals heranwachsende Künstlergeneration ausübte, am besten an der
langen Dauer ihrer Einwirkung erkennen, an der Verehrung für ihre Namen,
welche noch lebendig blieb, als von der Seine schon wieder neue Impulse
ausgegangen waren und als die ganze europäische Kunst durch andere große,
neue Gedanken in die lebhafteste Bewegung geraten war.
Schindler, Ribarz und Jettel haben jeder in seiner Art der französischen
Kunstanschauung und Kunstübung zeitweilig gefolgt. _ Schindler, der niemals
dauerndÖsterreich verlassenhat, überwand denfremdenEinHuß allmählich und
fand die meisten und fruchtbringendsten Anregungen in der heimischen öster-
reichischen Natur. jettel lebte lange in Frankreich, blieb aber auch dort
immer der schwer bewegliche Wiener, der seine eigene zarte Note nur lang-
sam durch die Berührung mit französischem Können entwickelte und zur
Verfeinerung brachte.
Ribarz wurde ganz zum Franzosen; wie er Sprache und Manieren der
ihm sympathischen Seinestadt annahm, wußte er auch ihre künstlerischen
Anregungen zu verarbeiten und in ihrer Atmosphäre sein kräftiges Talent
zur Entfaltung zu bringen. Er hat dort stets die Reibung mit seinen bedeuten-
den Zeitgenossen gesucht, um im Kontakt mit den Stärksten seine eigenen
Kräfte zu proben und zu festigen und so zur Persönlichkeit zu reifen. Und
als er nach Österreich zurückkehrte, blieb er auch in der Heimat ein Reprä-
sentant und ein Verteidiger französischer Kunstanschauungen bis zu seinem
"VKC
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