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Full text: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 11)

Ganz unabhängig von for- 
malem Reichtum, der den mittel- 
alterlichen Kern in jeder späteren 
Epoche immer wieder in neuer 
Gestalt seine Auferstehungfeiern 
läßt und je nach Mitteln und 
Bedarf belebt, bleibt der so weit 
verbreitete und noch so vielfach 
vorhandeneTypus des Familien- 
hauses konstant. Mag man nun 
seine Urform, die in der Anpas- 
sung an das Etagenhaus aller- 
dings eine ganz wesentliche Ver- 
änderung erfuhr, wie es viele 
taten, im Bauernhaus suchen 
- bisher mag man mit Stiehl 
noch weiter zurückgreifen und 
das ganze Haus als einen ein- 
zigen, durchbewegliche Untertei- 
lungen verschiedenen Zwecken 
angepaßten Raum auffassen, der 
sein äußeres starres Gerüst, sein 
einfaches, einheitliches Dach be- 
sitzt -, immer sehen wir einen 
Knochenhauer Amtshaus in Hildesheim (erbaut 152g, langsam entwickelten, lange und 
"Emma" '88" zähe festgehaltenen Bautypus 
vor uns, der durch Generationen und über weite Ländergebiete sich erhält. 
Dabei ist wohl zu beachten, daß das Wohnhaus auch die Betriebsteile für 
das Handwerk, den Handel bietet, daß selbst öffentliche Gebäude, wie die 
Amtshäuser der Gilden, sehr häufig nur vergrößerte Ausbildungen dieser 
einfachen Grundlagen bilden. Damit ist ihre Anpassungsfähigkeit gekenn- 
zeichnet. Zu dieser Einheitlichkeit der Anlage tritt eine große Verwandt- 
schaft in den konstruktiven Prinzipien und künstlerischen Grundsätzen des 
Aufbaues. Der große Holzreichtum mächtiger, dichtbevölkerter Länder- 
gebiete im Nordwesten Europas hat die Entwicklung des Fachwerkhauses 
begünstigt, das so recht die Gemeinsamkeit der Anschauungen erkennen 
läßt und darum besonders betrachtet werden soll. Während der Steinbau 
mehr zu einer gewissen rauhen Abgeschlossenheit nach außen verleitete, 
ist das Fachwerkhaus dem Ausdruck der Wohnlichkeit und des breiten 
bürgerlichen Behagens günstiger gewesen; während der Steinbau kostspielige 
und zeitraubende Vorbereitungen bedingte und naturgemäß zu größeren 
Aufgaben geeignet war, bildete das Fachwerk in seiner Beweglichkeit so 
recht die Konstruktionsweise für einfache Verhältnisse, für anpassungsfähige 
und lebendige Bauweise. Daß aber auch fürstlicher Aufwand nicht selten die 

	        
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