eigen, in der Kaiserzeit auch dem Thraker Orpheus, dem Phryger Attis und dem
Perser Mithras verliehen wardz" Phrygische Mütze, faltige gegürtete
Ärmeltunica, lange Hosen, die unter den Knieen geschnürt sind, Bund-
schuhe, kurzer, auf der rechten Schulter gehefteter Mantel, in leichtem
Bausche den Rücken umwallend. Die ganze übrige Rundung ist bis auf
einen schmalen Rand von Tieren und Bäumen in neun Streifen übereinander
ausgefüllt, welche durch unregelmäßige, knalligen Erdboden andeutende
Streifen getrennt sind. Der oberste enthält drei Vögel in kleinen Figuren,
Hahn, Gans und Ente. Der folgende fünf größere, Rabe, Krähe Geier (?)
Falke und Pfau. Der dritte eine Schlange, die gegen einen Greif züngelt,
Elefant, Eidechse, Adler, Nashorn, Nilpferd; darunter ist der gerade über
Orpheus' Kopfe befindliche Adler zu beiden Seiten durch Palmbäume hervor-
gehoben. Die drei folgenden Streifen sind durch das Mittelbild unterbrochen.
Im obersten links sieht man einen aufspringenden Tiger und einen flöten-
spielenden Kentaur, rechts dem Orpheus zugewandt, einen hockenden Affen
mit einer Syrinx, eine Antilope und ein umbestimmbares büffelartiges Tier
mit Hörnern; darunter links einen springenden Wolf, gegen welchen vom
Stamme eines breitästigen Baumes aus eine Schlange aufschnellt, einen
Steinbock und eine Gemse; rechts einen Hirsch, einen Panther und einen
fliegenden Vogel. In der sechsten Reihe erscheint links ein Pferd (?) und ein
Maultier oder Esel, zwischen beiden ein brennender Altar; am Fuße des
Orpheus beschattenden Baumes ein Ichneumon, rechts zwei Bären an
einem Baume und ein Biber. Die siebente Reihe enthält ohne Unterbrechung
ein ruhendes Kamel, einen Stier, eine Schildkröte, unter Orpheus einen
schön verzweigten Baum, ein Löwenpaar, einen Fasan; die achte, zwei
Esel, einen Eber, welchen ein Hund stellt, einen Hasen, welchen ein
anderer Hund verfolgt, und eine Schlange. In der letzten Reihe haben noch
ein Eichhörnchen, eine Ziege, ein Widder und ein wieselartiges Tier Platz
gefunden.
Im ganzen zeigt die Schale demnach außer dem Hauptbilde 53 Tiere
und 21 Bäume. Eine zoologische Musterkarte von gleicher Reichhaltigkeit
sucht man auf anderen heidnischen und altchristlichen Darstellungen des
musikgewaltigen I-Ieros vergeblich. Von der begeisterten Teilnahme, welche
nicht bloß die Tiere, sondern selbst die Bäume auf dem von Philostratus
beschriebenen Gemälde an Orpheus Gesang und Lautenspiel bezeugten,
ist freilich nichts zu merken, die meisten Tiere schreiten ruhig daher, andere
sind auf der Jagd dargestellt, wie auf den allbekannten halbkugeligen Frucht-
schüsseln und anderen Sigillaten. Beim Tierbilde des Orpheus-Mythus sind
auch sonst Jagdszenen nicht gerade selten. So finden sie sich auf einer
Gruppe des Zentralmuseums in Athen," einer im Museum des Tschinili-
Kioskes in Konstantinopel,"""" auf einem Grabdenkmal aus St. Martin am
" Cumonx, a. a. 0. Westdeutsche Zeitschrift XIII. S. 69 f.
i" Strygowski, Röm. Quartalschrift IV, S. m5, T. VI.
"N Ders. ihd. x. Bd. S. m6.