das, was alsbald Sezession heißen sollte. Auch I-lörmann war noch unter ihnen; sein
dozierender Zeigefinger kommt auf den Blättern des Albums oft genug vor. In der Hagen-
gesellschaft selbst aber bildete sich ein festerer Kern, der sich Hagenbund nannte und
unter diesem Namen schon im Künstlerhaus ausstellte. Er hat sich dann bekanntlich sein
eigenes Nest gebaut. Das Album aber füllte sich nachgerade und ein zweites, drittes
wurde notwendig. Es entstand ein lustiges Archiv, ein karikierter Vasari von Neu-Wien.
Die jungen Leute sprudelten von Ulk, in allen Techniken der Akademie und Nichtakademie.
Jedermann war jedermanns Zielscheibe und je ernster sie sich und die Kunst nahmen,
desto grotesker fielen die Parodien aus. In den Cabarets des Pariser Montmartre ging es
auch so zu, als die Steinlen, Forain und Signore Tuttiquanti auftauchten. Nun aber, da die
Jahre geschwunden sind und die lockeren Zeisige ihre Schicksale mehr oder wenig erfüllt
haben, ist dieser ganze Bilderschatz im Widmungswege der Albertina zugefallen. An die
1200 Blatt werden es wohl sein und schon die erste ausgestellte Serie hat beim Publikum
großen Anklang gefunden. Man sieht da in der Tat eine Menge Sachen, die das Zwerch-
fell freuen. So die „Ahnengalerie" von Roller und König, in allen Stilen, vom byzantinischen
Mosaik bis zum übermorgigen Plakat. Dann die Serie von Bacher, dessen selbsterfundene
Urwelttiere und Vogelkarikaturen eine köstliche Spezialität bilden. Friedrich König ver-
hext die Zeitgenossen ins Märchenhafte, zum Beispiel in einer Geisterstunde der Hagen-
gesellschaft. Aber er nimmt sich auch den Kollegen Böhm „zu leihen", um mit ihm selb-
ander eine Karriere in zahlreichen tollen Episoden zu machen. l-lampel, Engelhart, Konopa,
Krämer, Pippich, Tomec, Nowak, Liebenwein, Karl Müller, Sigmundt, Stolba und andere
bringen ihre humoristischen Humore heran. Andere figurieren mehr als Opfer, zum Bei-
spiel Kasparides, der mit seinem Streben ins Gravitätische Stoff für ungezählte Zerrbilder
liefert. Auch der Mühe eines Kataloges hat Dr. Meder sich unterzogen, wobei es sich
freilich herausstellte, daß von vielen Blättern der Urheber schon heute nicht zu ermitteln
ist. Und da plagen sich die Gelehrten und „bestimmen" unbestimmte Bilder aus längst
verschimmelten Jahrhunderten, wobei dann sogar hypothetische „Axnico di Sandro" und
dergleichen zu stande kommen.
MOZARTBRUNNEN. Am 8. Oktober wurde auf dem Mozartplatz (Wieden) der
Mozart-Brunnen, Figuren von Karl Wollek, Architektur von Otto Schönthal, enthüllt.
Der Platz, wie er jetzt ist, taugt dem Brunnenwerk recht gut. Er ist ein nicht zu großes
Quadrat, an einerStraßenkreuzung, mit älteren, bloßzwei-und dreistöckigenI-läusem. Sollten
diese einst, wie ja zu fürchten steht, im landläufigen Verzinsungsstil auf das Doppelte er-
höht und mit den obligaten Zementgeschwülsten verkröpft und überbuckelt werden, dann
wird allerdings der zierliche Brunnen ins Gedränge geraten. Wolleks Bronzegruppe zeigt
Tarnino, auf der Zauberflöte spielend, und an ihn geschmiegt Pamina, wie sie die drohenden
Gewässer durchschreiten. Unter ihnen öffnet sich eine Reihe Fischmäuler und sprudelt
das Wasser in das halbkreisförmige Wasserbecken. Dieses ist an der Bogensehne durch
eine Mauer begrenzt, deren obere Linie links eine niedrigere Stufe bildet. Auf dieser steht
die Gruppe. Ringsum an und auf der Mauer, sieht man zwischen Seetang amphibische und
polypenhafte Mißgestalten, die Ungeheuer der Tiefe, die der Klang der Flöte bezaubert.
Wolleks Gruppe ist schon in der letzten Frühjahrsausstellung des Künstlerhauses er-
schienen und hat dort viel Beifall gefunden. Die schlanke Anmut der beiden jugendlichen
Menschenkinder, der langlinige Fluß der schmiegsamen Umrisse und des weiblichen
Gewandes, dann die weithin wirkende Gebärde des mit der Flöte ausgestreckten Armes
bilden auch in der hellen Freiluft einen hübschen plastischen Zusammenklang. Immerhin
vermißt man auch hier das eigentliche stilistische Moment, dessen gerade ein zur Hälfte
architektonisches Werk heutzutage nicht entraten kann. Alles Lob gebührt dem baulichen
Teil des Brunnens, der in Sandstein ausgeführt ist und nirgends von überschüssigem Bei-
werk belästigt wird. Die Formen sind durchaus modern, ohne ein grausames Spiel daraus
zu machen. Der dekorative Zweck ist vollkommen erreicht.