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Volltext: Monatszeitschrift VIII (1905 / Heft 11)

das, was alsbald Sezession heißen sollte. Auch I-lörmann war noch unter ihnen; sein 
dozierender Zeigefinger kommt auf den Blättern des Albums oft genug vor. In der Hagen- 
gesellschaft selbst aber bildete sich ein festerer Kern, der sich Hagenbund nannte und 
unter diesem Namen schon im Künstlerhaus ausstellte. Er hat sich dann bekanntlich sein 
eigenes Nest gebaut. Das Album aber füllte sich nachgerade und ein zweites, drittes 
wurde notwendig. Es entstand ein lustiges Archiv, ein karikierter Vasari von Neu-Wien. 
Die jungen Leute sprudelten von Ulk, in allen Techniken der Akademie und Nichtakademie. 
Jedermann war jedermanns Zielscheibe und je ernster sie sich und die Kunst nahmen, 
desto grotesker fielen die Parodien aus. In den Cabarets des Pariser Montmartre ging es 
auch so zu, als die Steinlen, Forain und Signore Tuttiquanti auftauchten. Nun aber, da die 
Jahre geschwunden sind und die lockeren Zeisige ihre Schicksale mehr oder wenig erfüllt 
haben, ist dieser ganze Bilderschatz im Widmungswege der Albertina zugefallen. An die 
1200 Blatt werden es wohl sein und schon die erste ausgestellte Serie hat beim Publikum 
großen Anklang gefunden. Man sieht da in der Tat eine Menge Sachen, die das Zwerch- 
fell freuen. So die „Ahnengalerie" von Roller und König, in allen Stilen, vom byzantinischen 
Mosaik bis zum übermorgigen Plakat. Dann die Serie von Bacher, dessen selbsterfundene 
Urwelttiere und Vogelkarikaturen eine köstliche Spezialität bilden. Friedrich König ver- 
hext die Zeitgenossen ins Märchenhafte, zum Beispiel in einer Geisterstunde der Hagen- 
gesellschaft. Aber er nimmt sich auch den Kollegen Böhm „zu leihen", um mit ihm selb- 
ander eine Karriere in zahlreichen tollen Episoden zu machen. l-lampel, Engelhart, Konopa, 
Krämer, Pippich, Tomec, Nowak, Liebenwein, Karl Müller, Sigmundt, Stolba und andere 
bringen ihre humoristischen Humore heran. Andere figurieren mehr als Opfer, zum Bei- 
spiel Kasparides, der mit seinem Streben ins Gravitätische Stoff für ungezählte Zerrbilder 
liefert. Auch der Mühe eines Kataloges hat Dr. Meder sich unterzogen, wobei es sich 
freilich herausstellte, daß von vielen Blättern der Urheber schon heute nicht zu ermitteln 
ist. Und da plagen sich die Gelehrten und „bestimmen" unbestimmte Bilder aus längst 
verschimmelten Jahrhunderten, wobei dann sogar hypothetische „Axnico di Sandro" und 
dergleichen zu stande kommen. 
MOZARTBRUNNEN. Am 8. Oktober wurde auf dem Mozartplatz (Wieden) der 
Mozart-Brunnen, Figuren von Karl Wollek, Architektur von Otto Schönthal, enthüllt. 
Der Platz, wie er jetzt ist, taugt dem Brunnenwerk recht gut. Er ist ein nicht zu großes 
Quadrat, an einerStraßenkreuzung, mit älteren, bloßzwei-und dreistöckigenI-läusem. Sollten 
diese einst, wie ja zu fürchten steht, im landläufigen Verzinsungsstil auf das Doppelte er- 
höht und mit den obligaten Zementgeschwülsten verkröpft und überbuckelt werden, dann 
wird allerdings der zierliche Brunnen ins Gedränge geraten. Wolleks Bronzegruppe zeigt 
Tarnino, auf der Zauberflöte spielend, und an ihn geschmiegt Pamina, wie sie die drohenden 
Gewässer durchschreiten. Unter ihnen öffnet sich eine Reihe Fischmäuler und sprudelt 
das Wasser in das halbkreisförmige Wasserbecken. Dieses ist an der Bogensehne durch 
eine Mauer begrenzt, deren obere Linie links eine niedrigere Stufe bildet. Auf dieser steht 
die Gruppe. Ringsum an und auf der Mauer, sieht man zwischen Seetang amphibische und 
polypenhafte Mißgestalten, die Ungeheuer der Tiefe, die der Klang der Flöte bezaubert. 
Wolleks Gruppe ist schon in der letzten Frühjahrsausstellung des Künstlerhauses er- 
schienen und hat dort viel Beifall gefunden. Die schlanke Anmut der beiden jugendlichen 
Menschenkinder, der langlinige Fluß der schmiegsamen Umrisse und des weiblichen 
Gewandes, dann die weithin wirkende Gebärde des mit der Flöte ausgestreckten Armes 
bilden auch in der hellen Freiluft einen hübschen plastischen Zusammenklang. Immerhin 
vermißt man auch hier das eigentliche stilistische Moment, dessen gerade ein zur Hälfte 
architektonisches Werk heutzutage nicht entraten kann. Alles Lob gebührt dem baulichen 
Teil des Brunnens, der in Sandstein ausgeführt ist und nirgends von überschüssigem Bei- 
werk belästigt wird. Die Formen sind durchaus modern, ohne ein grausames Spiel daraus 
zu machen. Der dekorative Zweck ist vollkommen erreicht.
	        
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