Zentralraum der Ausstellung österreichischer Hausindustrie und Volkskuns: im Säulenhofe des
Österreichischen Museums
Bauernhausanlagen schon früh abgekommen sein. Dadurch, daß ungezählte
junge Leute (seit dem Ende des XV. Jahrhunderts) in fremdländische
Dienste gingen, später wieder in der Heimat sich niederließen, ist das Bedürf-
nis nach guten Wohnungseinrichtungen importiert, die Trennung zwischen
Wohnraum (der nie eine Schlafstelle enthält) und Küche zeitig vollzogen
worden. Zur Ausnützung des Küchenherdfeuers ist auf der Zimmerseite,
anstoßend an den großen Kachelofen, der sein eigenes Feuerungssystem hat,
ein „Vorwärmer" eingebaut. Die großen Kacheln, zwischen deren Fugen
äußerst dekorativ wirkende breite Messingknöpfe eingelassen sind, weisen
häufig flach gepreßte Muster, textilen Vorbildern nachgeahmt, auf. Nirgends
begegnet man jener Verirrung, den Ofen zu behandeln wie ein Holzmöbel,
vielmehr ist die flache Kachel - früher sollen sie vielfach bunt gehalten
gewesen sein - durchweg angewendet. Der Überschuß an Wärme, der durch
die großen I-Ieizßächen zur Winterzeit erzielt wird, findet Ableitung in das
Obergeschoß durch Schiebervorrichtungen an der Zimmerdecke. Außerdem
führt überall zwischen Wand und Ofen eine kleine Treppe (deren Stirnbretter
die Vorderseite eingelassener Schubladen bilden) zum Obergeschoß, zum
Schlafgemach des Hausherrn und seiner Frau. Eine diese Treppe absperrende
große Klappe, welche geöffnet die unten vorgewärmte Luft aufsteigen läßt,
erlaubt ebenso völlige Absperrung gegen die warme Stubenluft. Die Gestal-
tung der Wärmequellen weist wie vieles andere auf eine wirklich kulturellle
Art von Wohnbedürfnissen hin. Nirgends kommt es vor, daß der Wohnraum
gleichzeitig als Schlafzimmer benützt wird. Sie sind immer getrennt. Ebenso-
wenig tritt im Schlafzimmer irgendwo das im germanischen Norden allgemein