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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 1)

Bestes gegeben und daß er es mit 
Liebe und Freude gegeben: so ist 
das eine Offenbarung. Aber es ist 
die gleiche kraftvolle Wurzel, aus 
der jene gesunde Bauernkunst 
wächst, welche sich mit der Kunst 
immer nur ein wirkliches Fest 
macht. Alle Tage ist nicht Sonn- 
tag, und Zuckerbrot ist nicht das 
Bauernbrot der Woche, mit ihrem 
Schweiß und ihrer Plage. 
Mit welchen Mitteln, im Um- 
kreis welcher Zier- und Formen- 
sprache die Volkskunst nun ihren 
Aufwand bestreitet: dies ist eine 
andere Sache, auf welche übrigens 
bisher die meiste Aufmerksamkeit 
verwendet worden ist. Die Ver- 
gleichung mit der großen Welt- 
kunst lag eben nahe, und Verglei- 
chen ist leicht. Aber es ist auch 
auf jeden Fall ungenügend. Denn 
die Bauernkunst ist nicht  ver- Lehnstuhl, Holz, Lehne mit Kerbschninverzierung, 
_ Salzburg (Kai. 86g) 
spätete und altmodisch gewordene 
Bürgerkunst, um etliche Grade bis zur rustikalen Roheit gesunkene und ver- 
wilderte Allerweltskunst - in einigen Zügen und Nebensachen ist sie das 
nämlich wirklich -, sondern sie ist vielfach ein Nebenlauf der Quelle aller 
Kunst überhaupt, ein Seitenzweig des großen Urstammes der allgemeinen 
menschlichen Kunstbetätigung. Im Dunkel gleichsam prähistorischer Zeit- 
läufte überlieferte Traditionen sind in ihr erhalten oder verwertet und ihr 
Kapital von Formen und Techniken ist beileibe kein bloßes Almosen der 
höheren Kultur, sondern oft ur- 
alter, treu bewahrter Besitz, der 
auf höheren Kulturstufen sich zum 
Schaden der Entwicklung meist 
verloren hat. Das Gleichnis von 
dem mundartlichen Charakter der 
Bauemkunst, welches ich an an- 
derer Stelle gebraucht habe, be- 
leuchtet dies Verhältnis vielleicht 
am deutlichsten. Hier wird die 
Forschung der Kunsthistoriker mit 
vielfältigem Gewinn einsetzen 
Tabakdose, Bein, graviert, Alr-Sterzinger Arbeit (Kat. 445) können: es ist eine ungemähte 
 

	        
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