bringt, sammeln und bloß sammeln, den Rohstoff ins
Unendliche häufen, so achtungs- und dankenswert
auch solche Sammeltätigkeit sein mag. Der Stoff muß
verarbeitet werden, um erst den wahren Sinn der
Sache zu geben. Das Mittel hiezu ist die Vergleichung.
Auf die vergleichende Betrachtung der volkstümlichen
Erscheinungen kommt es zu ihrem Verständnis in
erster Linie an. In Österreich ist in der Tat durch
die bunte ethnographische Zusammensetzung seiner
Bevölkerung die vergleichende Richtung des Volks-
Studiums geradezu als selbstverständlich gegeben.
Aus der Vergleichung ergibt sich die geographische
Verbreitung der volkstümlichen Dinge, Ideen und
Sitten als erste Frucht. Es ergibt sich weiterhin die
vielfache Identität der naturwüchsigen Volksäuße-
rungen, welche über alle nationalen Grenzen hinweg-
reicht und ein tieferes Erkenntnisprinzip als das der
Nationalität erkennen läßt. Zum Organ dieser Rich-
tung hat sich das „Museum für österreichische Volks-
kunde" gemacht, und der bisherige Erfolg hat ihm
recht gegeben. Es bekommt aufs neue recht durch
unsere Ausstellung, an der es ja in hervorragendem
Maße beteiligt ist, und die selbst im raschen Durch-
schreiten wie im Fluge eine Menge volkskundlicher
Einsichten vermittelt. Auf Einzelheiten einzugehen,
ist hier nicht des Ortes; aber dies mag hier vielleicht
noch ausgesprochen werden: es zweifelt nun wohl
niemand mehr, daß es in Österreich möglich ist, den
Staatsgedanken auch in seinem ethnographischen
Moment zu ergreifen und wissenschaftlich zu pflegen.
Aber nicht auf wissenschaftliche Zwecke hin ist
die Ausstellung angelegt, sondern ihre Aufgaben sind
praktische. Man verspricht sich mit ihr einigen Erfolg
für eine Wiederbelebung der österreichischen Volks-
kunst, für eine Hebung und Förderung der kunst-
gewerblichen I-Iausindustrien. Die wissenschaftlichen
Früchte, die aus ihr in erhoffter Fülle hervorwachsen
mögen, in allen Ehren! - aber dafür hatte man ja
schon die Landes- und Ortsrnuseen, hatte man vor
allem seit zehnjahren das Museum für österreichische
SChmieggsszralitzhaßfxßßhßßr, Volkskunde, das freilich viele nicht mit einem Fuße
betreten haben, die jetzt in der Ausstellung mit ent-
zückten Ahs! und Ohs! herumwimmeln. Diesmal gilt es vor allem der prak-
tischen Wirksamkeit, dem lebendigen Einfluß auf die österreichische Arbeit,