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Aus einem Gebetbuch, Handschrift mit Miniaturen, Mähren (Kai. 1393)
wieder zurück. Kein Wunder, daß ein eigentlicher, entscheidender Erfolg
der staatlichen Hausindustrie-Förderung bisher fast auf der ganzen Linie
ausgeblieben ist.
So ist durch die großen grundstürzenden Entwicklungen und Ver-
änderungen des letzten Halbjahrhunderts (genauer seit 1848), durch die Welt-
wirtschaft, den modernen Verkehr, die allgemeine Wehrpüicht, die Neuschule
herbeigeführt, eine vollständige Krisis der nationalen Kulturen und Künste
im Zuge, über deren Umfang und Heillosigkeit kaum noch die richtigen Vor-
stellungen herrschen. In den deutschen Alpenländern H bis auf gewisse
Teile Tirols, ist alle eigenwüchsige Arbeit nationaler Art dahin, nordwärts
der Donau sind vielleicht der Böhmerwald und das Erzgebirge die letzte
Zuflucht eines kümmerlichen volkstümlichen künstlerischen Erwerbslebens.
Auf tschechoslawischem Volksboden ist es ebenfalls mit jeder echten volks-
wüchsigen Hausarbeit und Bauernkunst zu Ende gegangen. Selbst die
slawische Stickerei ist tot, denn was man heute unter vielfacher Anleitung
der höheren Volksschichten, der Gebildeten, als national slawische Stickkunst
produziert, ist ebensowenig echt als die heutige slawische Beseda etwa die
alte Spinnrockenstube ist. Erst in den Karpaten, im Schutze der Berge und
Wälder, beginnt ungebrochenes Volkstum mit fortdauernder nationaler
Arbeit und erstreckt sich, immer im vollen Flor ländlicher Kunstfertigkeiten,
über das ganze ruthenische Gebiet zur Primitivität der Bukowina, wo in den