unmöglich als eine sach-
und zielbewußte Aktion
zu Gunsten der Haus-
industrie gelten.
Nicht als eine Arbeits-
maschine hat uns der
volkstümliche Arbeiter zu
erscheinen, in dessenGeist
wir nur die von uns ein-
gelegten Walzen spielen
lassen; wir haben ihn viel
mehr als Künstler zu neh-
men, auf dem seine Arbeit
wächst wie die Frucht auf
einem Baum. Wirkliche
Volkskunst und Haus- Haarkamm aus Bein, mit farbiger Zinnfolie, Alt-Sterzinger Arbeit
industrie, die neben ihrem (lm- a")
inneren Wert in der Tat stets auch ihren äußeren Wert behalten wird, ist
solch selbst gewachsene Frucht. Und vielleicht steht der Baum der Volks-
kunst nun auch deswegen so herbstlich kahl und entblättert vor uns, weil
wir in allzu großer Begier alle volkskünstlerischen Produkte ihrem Erzeuger,
dem Volke, selbst weggenommen haben. Die Ausräuberei, welche Sammelwut
der Liebhaber, der Museen und der beruflichen Händler förmlich systematisch
bewerkstelligten, so daß das Volk, das diese Dinge hervorgebracht, nun
selbst bettelarm an ihnen geworden ist; die heuchlerische Mißachtung, welche
man diesen Arbeiten vor dem Volke selbst bezeugt hat, um die heimlich
sehr geschätzten und begehrten Dinge nur ja gewiß und noch
dazu zu einem Schleuderpreise sich in die Hand zu spielen:
diese ganze sehr fragwürdige und oft genug schmähliche Hal-
tung, welche die „Kultur", welche die oberen Stände dem Land-
volke gegenüber in Dingen des bäuerlichen Kunstbesitzes sich
zu schulden kommen ließen, ist neben den schon vorhin ange-
führten Faktoren zum nicht geringen Teil für die gegenwärtige
Sterilität der Volkskunst verantwortlich zu machen.
Wie soll ein Fruchtfeld wieder blühen und Ernten tragen,
dem man alle seine Frucht genommen und nichts zur Wieder-
besamung übrig gelassen hat, obendrein sein Erdreich mit der
Lauge des Hohns übergießend und verwüstend? Wenn der
Faden zwischen Einst und Jetzt im ländlichen Handwerk und
der Volkskunst so gründlich abgerissen ist - kann es wunder-
nehmen, wenn man dem Landvolk sein eigenes Heim verelendet
Haarnadel aus und ausgeplündert, seine künstlerische Umgebung, wie sie
wgoldmm süß" organisch mit seiner eigenen Arbeit und Existenz heranwuchs,
gewinnsüchtig zerstört hat? Wer begreift nicht, daß unter