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fullscreen: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1868 / 38)

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Zeit im Museum ausgestellt gewesenen Arbeiten von Marechal in Metz 
und der Tiroler Glasmalerei zu erinnern. Wir sehen, dass es vielfach 
als eine noch ungelöste Frage betrachtet wird, ob die Glasmalerei von 
der heutigen vervollkommneten Technik den umfassendsten Gebrauch 
machen und dem Realismus Thür und Thor öffnen, oder ob sie streng 
stylisirend sich als Glied des Bauwerkes diesem selbst unterordnen soll. 
Ein unerquickliches Schwanken zwischen beiden Richtungen charakterisirte 
das Glasfenster von Quast. Die Zeichnung sucht sich mit den Forderun- 
gen des gothischen Styles der Glasmalerei einigermassen abzuändern, ohne 
aber sich in der Wesenheit der Formenhildung anschliessen zu wollen. 
Ueberdies ist die Färbung eine viel zu matte und verblasene, und nament- 
lich der übermässige Gebrauch eines hellgelben Glases und des rein 
weissen Milchglases zerstört vollends jede Harmonie. Die zwei kleinen 
gemalten Scheiben sind überlebensgrosse Köpfe des Hcilandes mit der Dor- 
nenkrone und einer trauernden Maria, beide unschön, und letztere durch 
die dicken aus den Augen rollenden Thränen geradezu widerwärtig. 
Aeussere Bücherausstattung. Das Ehrenbürgerrechtsdiplom des Ritter 
von Belsky (Nr. 1731), ausgeführt in der KunstanstaltFai-sky in Prag. 
ist eine tleissige, gediegene Arbeit von sauberer Ausführung; die Buch- 
binderarbeit ist von Mauerhard, die Malereien im Innern von ver- 
schiedenen Künstlern. Dasselbe günstige Urtheil gebührt dem Einbande 
eines Missale Romanum nach einer Zeichnung von F. Wach smann. 
Was das böhmische Glasgeräthe anbetridt, so scheint es, dass einige 
Anzeichen darauf schliessen lassen, dass sich mit der Zeit die Einkehr zu 
besseren Tendenzen in Zeichnung und Ausführung Bahn brechen wird. Wenn 
einmal das herrliche Materials, das die Glashütten Böhmens erzeugeni 
in die dem heutigen gebildeten Kunstgeschmacke entsprechenden Formen 
gebracht werden wird, dann wird es auf dem Weltmarkte jeder Con- 
currenz zu trotzen im Stande sein, eine Ansicht, die gegenwärtig mehr 
in Form einer Befürchtung der englischen und französischen Glasin- 
dustriellen auftritt, als sie bei unseren heimischen Fabrikanten als Ueber- 
zeugung durchgedrungen ist. 
Von den verschiedenen Krystallgläsern von W. Hofmann in Prag 
(Nr. 318-323) ist einiges in der Formgebung recht zufriedenstellend, 
die grossen facettirten Candelaber, Fruchtschalen, Tafelaufsätze etc. von 
ausserordentlicher Reinheit des Materiales und schönem Schliff, ein Tafel- 
service einfach und nett ornamentirt. Dasselbe gilt ziemlich auch von den 
Fabricaten von Reinhold Palme (Nr. 1741-1745) und es freut uns, von 
unserem Standpunkte aus, ein verhältnissmässig günstiges Urtheil über 
die ausgestellten Leistungen dieser Firmen fallen zu können. 
Die von J. G. J arsch in Prag ausgestellten „Proben" von bemaltem 
Beinglas und dessinirtem Musselinglas aus der Fabrik von Meyer's Nette
	        
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