Das lebensgroße Damenbildnis von]. Klein von
Diepold weist im Umrisse der Wangen und
in den Händen manche Härten auf, während
sich seine pointillierte Landschaft in wesenlosen
süßlichen Tönen verflüchtigt. Das gleichfalls
lebensgroße Bildnis einer Dame von Jakob
Nußbaum, eine Freilichtstudie, ist besonders
in den zarten bläulichen Schattenpartien fein
beobachtet. Die blassen Töne kamen durch
geschickte Aufstellung zu voller Geltung, indem
weiße Skulpturen das Bild isolierten und vor
der gefährlichen Nachbarschaft dunkler und
kräftiger Farben schützten. Und gerade gegen
diese Art der Aufstellung richtete sich ein
flammender öffentlicher Protest des Künstlers,
wieder einmal ein Beweis dafür, daß Maler sich
über die Wirkung ihrer Bilder außerhalb des
Ateliers oft schwer täuschen. Im „Weihnachts-
markt" bietet C. v. Bertrab ein Nachtstück mit
hübschen Lichteffekten, während sein Treppen-
haus in dem gesuchten Kontrast von spiegeln-
dem, dunkelbraunem Holzwerk und einer blau-
grünenWandfarbe von nie gesehener Intensität 4
schwelgt. Heinrich Limpert verwertet in seinen Leinreitern das von rück-
wärts einfallende Licht des sinkenden Tags zu starker Silhouettenwirkung.
Etwas Wuchtiges ist auch in seiner Landschaft mit den schweren Farben
und den vom streichenden Sturmwind erfaßten Baumgruppen. Wie das mit
ziemlich trivialen Farbeneffekten arbeitende Damen-
bildnis des Müncheners Herterich in Beziehungen zu
der Ausstellung Frankfurter Künstler zu bringen ist,
weiß ich nicht, ebenso unklar ist das Verhältnis des
Berliners Philipp Franck und des Düsseldorfers Zink-
eisen zu ihr, die mit guten, aber nicht neuen Bildern
vertreten sind.
Wie man mit wenig Mitteln groß und elegant
malen kann, zeigt die holländischeMarine von A. Egers-
dörfer. Weiche, duftige Töne von Graubraun und
Gelblichweiß sind zu noblen Akkorden verschmolzen,
einzelne starke, scharfe Farbenfiecken blitzen hie und
da heraus und bringen reiches Leben in die schein-
bare Eintönigkeit. Mit noch größerer Bravour ist die
Fleckenwirkung bei ruhig kühlem Gesamtton in der
Bemalmkmgy Fayence, 3mm (iebirgspartie desselben Künstlers erreicht, koloristisch
am Steinfeld (im. g) vielleicht die feinste Landschaft der Ausstellung.
Bemalte: Glas, Niederösterreich (Kai. 65)