Hemdoberteil mit Seidenstickerei, Krain (Kar. IV, 75)
mann Leo Putz bringt zehn Bilder, in denen seine üppig gleißende Farbenphantastik sich
rauschartig auslebt. Er ist heute unbedingt eine der stärksten Malnaturen in deutschen
Landen. Manet hat auf ihn genau so gewirkt, wie Goya auf Manet und Zuloaga. Das ist
eine Familie. Die ganze Erscheinung ist in Farbe umgesetzt. In Farbenmassen und deren
Gegensätze. Wie sie sich zusammenballen, das gibt die Form. Natürlich tritt der sinnliche
Gehalt solcher Bilder sehr unmittelbar an die Nerven. Das Eigene bei Putz ist das erwähnte
Gleißen. Das bald leisere, bald brillantere Irisieren der Perlenmuschel, eine fortwährende
stille Entladung von farbigem Glanz. Das ist die Eigentümlichkeit dieses Künstlers. Sein
weiteres Streben geht auf immer völligere Auflösung von schlackiger Schwere, wie es
Besnard in seinen besten Bildern erreicht hat. Zwei der Hauptstücke sind aus der Pina-
kothek („Picknick" und ein „weiblicher Akt"). Dazu kommt das große Bild: „Hinter den
Kulissen", das wir in die Moderne Galerie wünschen möchten; dann das originelle
„Bacchanal", das voriges Jahr aus der Münchener Jahresausstellung als anstößig entfernt
werden mußte. (Man zerbricht sich vergebens den Kopf, was der Stein des Anstoßes war.)
Adolf Münzer, der viel in Paris gearbeitet hat, wühlt mit vollen Händen im Problem des
belichteten und beschatteten Fleisches, in das die Umgebung mit Reflexen hineinspielt.
Ein unendliches Gebiet. Fritz Erler hat eine Interieurphantasie, in deren Dienst er auch
seine malerischen Stimmungen stellt. So sind die Bilder aus dem Hause des Geheimrates
Professor Neißer in Breslau und noch andere. Es sind Stilisierungen zu bestimmten
Zwecken, die in einem neutralen Ausstellungsraum notwendig an Sinn verlieren. Auch
Reinhold Max Eichler hängt solchen Zwecken nach. Er ist ein gebomer Raumaus-
schmücker mit eigenen Einfällen, z. B. wenn er in Bildern den rohen oder getonten Holz-
grund durchschlagen läßt, so daß er eine Felsgegend oder ein Getreidefeld vorstellt. Das
ist doch gewiß im Sinne einer Holzvertäfelung gedacht. Sein großes „Naturfesw (mit selbst-
erfundenen „Forellennymphen" und einer kolossalen weißen Blumengirlande) ist auch
so ein Traum. Allen diesen Künstlern fehlen eigentlich die richtigen Aufträge. Eine durch-
greifende Kraft ist ferner Max Feldbauer, der prächtige Pferdemaler, dem der Münchener
Bierhengst ein Schoßtierchen geworden ist. Wilhelm Voigt studiert das Dachauer Volks-
9a