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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 2)

Schon des öfteren 
hatten wir zu beobach- 
ten Gelegenheit, daß man 
Emails in kleinen, natür- 
lich ausnahmslos rein 
ornamentalen Stücken, 
Edelsteinen gleich, neben 
letzteren zum Schmuck 
von Werken der eigent- 
licheren Goldschmiede- 
kunst verwendete. Eine 
Mustersammlungsolcher 
Besatzstücke verschie- 
densten Materials weist 
ein Meßbuchdeckel des 
späten XII. Jahrhunderts 
aus der Herzoglich Aren- 
berg'schen Sammlung 
auf: in der von Gruben- 
emailornamenten umge- 
benen Mandorla steht ein 
bärtiger Pilger mit dem 
muschelbesetzten 
Schlapphut bedeckt, einen 
Anker (?) in der einen, ein 
Buch in der anderen 
Hand, zu seinen Füßen 
knien zwei kleine, den 
Rosenkranz betende 
Figürchen (Stiftergestal- 
ten?), in der dem naiv 
spiritualistischen Mittel- 
alter eigenen Auffassung, 
daß man das der geistigen Bedeutung nach Kleinere auch körperlich kleiner 
geben müsse. Diese Gruppe ist aus tiefdunklem Ebenholz geschnitzt; zu 
ihren beiden Seiten befinden sich antike Achatgemmen; einfach glatt ge- 
schliffene Achathalbkugeln sind an den spitzen Enden der Mandorla mittels 
ausgezackter Goldblechstreifchen befestigt. Der Nimbus des Wallfahrers ist 
aus Perlmutter, welches Material auch drei der ebenso montierten kleinen 
Schnitzmedaillons der Zwickel („Verkündigung", „Fußwaschung", „Madonna 
mit dem Kinde") sowie zwei weitere vom Rande des Buchdeckels („Heiliger 
Sebastian", „Heiliger Georg") zeigen, welch letztere alle freilich teilweise von 
entschieden gotischer, teilweise von entschiedener Renaissancehaltung sind, 
so daß man wohl mit Recht zu der Annahme neigen darf, daß der ganze 
Elfenbeintafel, X. jahrhunden (St. Pauls-Kathedrale zu Lüttich)
	        
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