weiters neben einen alten deutschen Meister stellen kann.
Dazu paßt denn vorzüglich seine landschaftliche Auffassung.
Da ist eine solche dunkelgrüne, mit Hellgrün pointierte
Gegend, durch die sich etwas I-Iimmelblaues (Elbe?) schlän-
gelt. Jede Ackertafel wie im Situationsplan eingezeichnet,
jeder Baum wie aus einem Piianzenatlas, und darüber ein
Himmel von einem eigenen theoretischen Blau, mit schif-
fenclen weißen Wolken (die übrigens besser sein könnten).
Ist das Natur? fragt man sich. Aber es ist so anziehend
und innerlich berührend, daß es wohl Natur sein muß.
Über die anderen Aussteller können wir uns kürzer fassen.
Robert Sterl ist zwar ein sehr begabter Maler farbiger
Stimmungen. Glühende Gesichter von Feldarbeitern in der
Mittagssonne und dann wieder ein großer Feierabend in
lauter gedämpften Arbeiterfarben, von nichts weniger als
keimfreier Stadtluft und allen den Versehossenheiten und
Verfärbtheiten des niederen Lebens. Von Sterl ist noch
Treffliches zu erwarten, wenn er auch keine durchgreifende
Urwüchsigkeit hat. Weniger spricht Eugen Bracht an,
dessen Landschaftsstudien bereits zu methodisch geworden
sind. Richard Müller, der energische Zeichner, erfreut
durch mannhafte Blätter. Er zeichnet wie ein Naturfor-
scher. (Ausgezeichnete Kreidestudie: „Mein Hund Quick".)
Walter Zeising ist ein gewandter Radierer, der zum Zier-
lichen neigt und noch seine Eigenart sucht. Die Künstler-
gruppe der „Elbier", die einen großen Saal füllt, besteht
meist aus Schülern Kuehls. Eines ihrer Talente, Ferdinand
Dorsch, ist Österreicher. Sie brauchen aber alle noch Zeit,
sich eigene Füße wachsen zu lassen.
ODERNE BÜI-INENAUSSTATTUNG.
Der Zug zum Stil, der unsere Zeitkunst kennzeichnet,
will sich nun auch der Bühne bemächtigen. Zwei Menschen-
alter hindurch war die Szene von einem bürgerlichen
Realismus beherrscht, der auf primitive Augentäuschung
Aus d" Vmaßh" Facbkufsßn 1905- ausging. Aber die so erzeugte Illusion blieb illusorisch. Eine
Friedhm-km" "o" wühelf" Gersm" Säulenhalle, die im Luftzug schlottert, eine Landschaft, die
(Kurs Professor Bmtn") plötzlich Wellen schlägt, muß doch das Gegenteil von
Täuschung bewirken. Trotz alles Aufwands sah man voriges Jahr bei dem Schiller-
Zyklus des Burg-theaters nur eine veraltete Methode von Vorspiegelung, obendrein
auch mit argen Schnitzem, zum Beispiel wenn in der mittelalterlichen Schweiz Wilhelm
Tells, die doch nur Saumpfade kannte, eine wahre Stilfserjoch-Chaussee nebst eingelegter
Teufelsbrücke in den Prospekt gemalt war. Wen soll dergleichen befriedigen. Neulich
sahen wir die Bühnenstilisierungen Gordon Craigs, der ja mit seinem Traum von einem
Allregisseur, dem sogar der Dichter und Komponist nur Mitarbeiter sind, zu weit geht (er
müßte jedenfalls die Möglichkeit erst praktisch erweisen), der aber mit seiner Auffassung
und Gestaltung des Bühnenraums als solchen gewviß recht hat. Auf der Szene gilt es nicht
Architektur und Malerei zu machen, sondern den Raum so zu gestalten, daß er den Begriff des
Szenenhaften erweckt. Daran arbeitet Alfred Roller, seitdem er Ausstattungskünstler der
Hofoper ist. Anfangs, in „Fidelio", in „Tristan", ging er mit Malermitteln auf malerische
Stimmung los, um im Auge unmittelbar die Regungen zu erwecken, die das Ohr durch die
Musik erfuhr. Es war ein Parallelisieren beider Sinneseindrücke, die sich gegenseitig halfen.