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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 2)

 
ZHELFIUTI 
Aus denVillacher Fachkursen l 905. Bucbzeichenßnt- 
wurf von Hans Stigger (Kurs Professor v. Lariscb) 
Seitenplatten befinden sich ebensoviele schmä- 
lere Platten von weißem, spiegelhell poliertem 
Silber und eine große Platte dieser Art bildet 
den Deckel. Unter der blanken Politur pulsiert 
das Leben des Hammerschlages, dessen leises 
Martele durch die ganzen schimmernden Flä- 
chen vibriert. Der Gegensatz der beiden so ent- 
schiedenen Metalltöne ist ungemein günstig 
und von stärkster metallmäßig dekorativer Wir- 
kung. Vorn am Deckel dienen drei australische 
Türkise als Griif beim Aufklappen des Deckels. 
Um diesen her aber läuh in gepunzter Unzial- 
schrift die Inschrift: „Seiner k. u. k. Aposto- 
lischen Majestät in dankbarer Erinnerung an 
den Allerhöchsten Besuch in Pilsen in tiefster 
Ehrfurcht gewidmet von den Skodawerken in 
Pilsen, 9. September 1905." Gefüttert ist die 
Kassette mit einem schwarzgelben Stoff, der 
aus eigens erfundenen und gewebten Borten 
(gewissermaßen im Portepeestil) zusammen- 
genäht ist. In solchen Stoff sind auch die 
Photographien eingeschlagen und mit Borten 
zusammengeschnallt, so daß sie als Block 
herausgehoben werden. Die ganze Durchführung der Arbeit ist von minutiöser Genauig- 
keit und der Gesamteindruck derselben ebenso vornehm als neu. 
KLEINE 
 
BERLINER KUNSTCHRONIK. Von Rene Lalique, dem edlen Schmuckkünstler, 
waren neue Arbeiten bei Keller und Reiner ausgestellt. Sie hatten die starke 
Phantasiefülle, das feinnervige Naturgefühl, die erlesene technische Gestaltung, die man 
an Lalique gewöhnt ist, aber dabei erschien als etwas Neues und Fruchtbares, daß er mehr 
als früher an die Gegenwartserscheinung der Frau, an die Weltkinder unserer Tage denkt. 
Vordem war es, als schüfe er am liebsten für Geschöpfe leidenschaftlicher Einbildungs- 
kraft, für erträumte Frauen, für Gestalten aus trunkenen Bildern und Dichtungen, für die 
Visionen Moreaus, Flauberts, Baudelaires. Jetzt denkt er auch an die Mondänen und ihre 
zierlicheren Köpfchen. 
Gerade für die Köpfe sorgte diesmal sein schmückender Sinn und den Brünetten 
vor allen schmeichelt die Koloristik dieser Haargeschmeide, der Reifen, Bekrönungen, 
Zierkämme. 
Ein solcher Haarreif trägt als Rand einen Kranz verschlungenen Blütengezweigs, aus 
silbrigem Perlmutter geschnitten, und sein bleicher Schimmer hebt sich ab von einem violetten 
Halbkreis viereckig geschliffener Amethyste. 
Ein anderer Haarreif ist an seinem Bug von weißem Fliedergerank überrieselt, das 
unendlich zart aus Mondsteinen geschnitten ist. Dann sieht man Orchideen als Bekrönung 
eines Frisurreifes. Jene, Cattleyen genannte Art ist gewählt, die mit ihren langen schlank 
gespannten Flügeln märchenhaften Libellen gleichen. Aus Elfenbein sind diese Blumen 
und ihre Lippenbildung mit dem gekräuselten Rand ist voll zärtlichem Natur-Nachgefühl. 
Unbeschreibliche Delikatessen hat die Tönung. Wie ein Hauch, wie schimmernde, 
farbige Überschattung wirkt sie. Der eine Kelch orange überlaufen, der andere lila. Die
	        
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