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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 2)

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schmal gestreckten Flügel des einen sind 
aus hellem, durchsichtigem Horn, die des 
anderen aus violettem, transluzidem Email, 
das mit seinem subtilen Zellengeäder und 
dem darinliegenden Schmelziluß so reiz- 
voll die Netzhaut der Insekteniiügel und 
der Blumenblätter wiedergibt. 
Die große Kunst der koloristischen 
Material-Instrumentation Laliques bewun- 
dert man hier. Sie erweist sich noch an 
manchen anderen Stücken. Wunderbar 
abgestimmt ist zum Beispiel eine lange 
 
  
  
  
  
  
 
  
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Kette, zusammengesetzt aus farbigen Per- 
len, rosa, graulila, gleich kleinen Beeren,  
und dazwischen matt iliederfarbene Oval-  q-gxynfg. 
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ringe, aus Topasen geschnitten. Edle 
Mischung zeigt auch der I-Iaarkranz mit 
dem Distelmotiv aus hellgrünem Horn 
mit dunkelgrünem Email, ferner die Cor- 
sageschnalle aus fahlgelbem Goldblatt- 
werk, durchsetzt mit blaßblauen Blüten- 
köpfen von opakem, narbig aufgerauhtem 
Email, dann das Armband aus ovalen Glie- 
dern zusammengefügt, hell kristallisch 
schimmernd von wasserklarem, trans- 
luzidem Fluß im Silbergeäder und glitzernd 
von verstreutenBrillanten, eine Stimmung 
von sprühendem Tau- oder Reif-Filigran. 
Für iigürliche Motive zeigt sich auch in den neueren Werken eine gewisse Vorliebe. 
Bei Anhängern, den ,Pendantifs', bildet Lalique gern mit dem Metallrahmen eine Nische, in 
die dann, meist aus Elfenbein geschnitzt, ein Relief gefaßt wird. Der künstlerische Reiz 
dabei ist, einem schmalen Raum eine Darstellung frei und ungezwungen einzuschreiben. 
Einmal fügt Lalique einem solchen Feld eine Prozession von Nonnen ein, in weißen 
Kutten auf lila Grund, aus dem die Gesichter seltsam bronzefarbig heraussehen. 
Häufig finden sich die Motive verschlungener Reigen, zum Kuß einander geneigter 
Köpfe und gern wird der rahmende Rand noch in freierer Bewegung umspielt von Trauben- 
gehangen und feinen Goldzweigen, die in Früchtchen aus verschiedenfarbigem Email aus- 
gehen. 
Neben dem eigentlichen Schmuck nimmt einen größeren Platz diesmal das Gerät 
ein. Nicht sehr glücklich erscheint ein großer Schaupokal, seine Laibung ist als Säule 
verwendet, um die herum sich klagende Weiber auf einer Bank gruppieren. Das Plastisch- 
Figürliche ist wohl überhaupt nicht die Stärke und Eigenheit dieses Künstlers. 
Nicht sehr überzeugend - zumal da man erst neulich in der großen Fächerausstellung 
so viel gelungene Exemplare sah _ wirken auch die Fächer Laliques. Stabfächer sind es, 
aus Horn geschnitten, im Relief ausgeschnitzt, der eine wedgewoodblau gefärbt, mit Libellen- 
Weibchen, der andere banddurchzogen. Ihre Konstruktion mit den dünnen Fußstäben, die 
zwischen sich einen viel zu weiten, leeren Raum lassen, und den breiten, nicht genügend 
gestützten Oberteilen hat etwas Schwächliches, Klapperndes und lädt nicht zum Ge- 
brauch ein. 
Schön sind dafür die neuesten Utensilien, seine Tabatieren, zierliche runde Dosen für 
Theaterkonfekt, auch wohl für die Miniatur-Puderquaste. EineDose ist aus geschnitztemHorn, 
die andere aus Gold mit Email und Steinen. Aber keine prahlt mit dem kostbaren Material. 
 
 
  
  
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Aus den Villacher Fachkursen 1905. Entwurf von 
Oskar R. v. Felgel (Kurs Professor v. Larisch) 
 
  
 
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