ein Rauhbein mit Bügelfalten. Aber das Massive,
Wuchtige gelingt ihm nicht; aus seiner Grab-
stätte wird ein Käfig mit einem Kasperltheater
im Hintergrund. Von einem anderen öster-
reichischen Bildhauer stammt die bizarre Grab-
anlage auf dem landschaftlich schönen Fried-
hof zu Godesberg, welche ein wenig an Bar-
tholomes Meisterstiick erinnert. Der Haupt-
unterschied besteht darin, daß an Stelle des
Hauses des Friedens der menschenverschlin-
gende Moloch seine grausamen Arme um Alte
und Junge, Böse und Gerechte schlingt.
Durch kurze Ansätze verschiedener Form
wird die Stele zum Kreuz gestaltet, dessen Sil-
houette man möglichst breit wirken läßt, um
sie mit aufgelegten oder eingelassenen Bronze-
reliefs und Inschriftentafeln zu kombinieren.
Was sich aus dieser altehrwürdigen Form alles
machen läßt, zeigen die Entwürfe von Alois
Miller in München und K. R. Henker in Char-
lottenburg. ]ener erzielt besonders dankbare
Lösungen durch die Verbindung mit dem alt-
Vl11_- Ausstellung flßr Am Md CMIS christlichen Labarum und anderen scheiben-
artigen Formen, die sehr kräftig und malerisch
führt vonWalter Spencer (n; Anmmr wirken, dieser durch die Auflage einer origi-
Guüd) nellen Bronzeplatte mit einem dornengekrönten
Christuskopf und ebenso schöne wie deutliche Schrift. Miller läßt die Stele
auch oben in ein Relief mit dem Lamm und der Kreuzesfahne enden oder ver-
wertet die Form des Marterls, ebenso wie Max Frick in München, um darin
ein Kruzifix oder Relief anzubringen. Durch Ziegelbedachung, Bemalung,
Verwendung von Schmiedeeisen läßt sich da mit geringem Aufwand ein
künstlerisch vollendeter Grabschmuck von individuellem Reize herstellen, der
durch Blumen, Kletterrosen, Epheu und andere Schlingpflanzen der Natur
innig angegliedert werden kann. Inmitten spiegelnden, scharfkantigen
Granits und blendend weißen Marmors würden diese kleinen romantischen
Schmuckstücke mit ihren lebhaften Farben und weichen Formen wahre
Ruhepunkte für das Auge bilden. Sie wären wegen ihrer Wohlfeilheit am
besten im stande, die öden Kruzifixe aus Eisen- und Zinkguß, die hart ausge-
sägten Steinkreuze und Platten, die in langen Reihen auf unseren Friedhöfen
aufmarschiert sind, allmählich zu verdrängen. Die reicheren von ihnen
mögen in ihrer traulichen Wirkung jenem reizenden Winkel nahekommen,
welchen Georg Wörner in Frankfurt auf dem Grabe des bekannten Kunst-
gewerblers Lindemann aus Motiven dieses Künstlers und solchen Tilmann
Riemenschneiders zusammengestellt hat: Ein kleiner Ecksitz an einer von