asiatischen Stücks auf Seite 633 im letzten Jahrgange dieser Zeitschrift ist
wohl nicht zu verkennen; doch soll nur der Zusammenhang der Typen
hervorgehoben und nicht entschieden werden, auf welcher Seite der Einiiuß
der größere war.
Bemerkenswert ist auch das auf Seite x97 wiedergegebene Stück aus
dem Besitze des South-Kensington-(Viktoria and Albert-)Museums in London,
das dort als italienisches Werk des XV. Jahrhundertes bezeichnet ist. Das
allgemeine Schema, die versetzte Anordnung der nach unten zugespitzten
Kreisformen, kann als Vorstufe bestimmter (besonders orientalischer) Granat-
apfelmuster des XV. und XVI. Jahrhundertes aufgefaßt und als solche leicht
erklärt werden; jedenfalls ist diese Gliederung aber bei indischen und ost-
asiatischen Stoffen häufig. Vor allem auffällig ist der sehr weit gehende
Naturalismus, wie er sich etwa in den Wurzelenden der Zweige und insbe-
sondere in den Spinnen und Spinnennetzen verrät; ohne Zusammenhang mit
dem Osten wäre eine solche Freiheit selbst in der weitest entwickelten italie-
nischen Gotik oder Frührenaissance wohl nicht möglichf" Vielleicht kann
die Abbildung des indischen Werkes auf Seite 195 die Zusammenhänge noch
deutlicher machen.
In diesem Zusammenhänge mag auch das auf Seite 196 wiedergegebene
Stück am ehesten richtig gewürdigt werden; Bock hat den, sowohl durch die
Formengebung als die Farbenstimmung und das flockige, weiche Material
besonders auffälligen Stoff für eine frühe französische Arbeit erklärt. Doch
hat ihn dazu, wie in anderen Fällen, wohl nur der Umstand verleitet, daß er
fühlte, das Stück wäre unter den sonst erhaltenen älteren Geweben seiner
Sammlung, die doch meist sarazenisch oder italienisch sind, nicht unterzu-
bringen. Die Formen der ursprünglichen Mittellinie (rechts) erinnern in der
Linienführung an das Muster des auf Seite 653 des früheren jahrganges
dieser Zeitschrift abgebildeten Stoffes, der dort als wahrscheinlich ost-
asiatische Nachahmungen europäischer Renaissancestoffe aufgefaßt wurde;
die eigentümlich ausgefransten Blätter werden bei dem Vergleiche mit dem
Stücke auf Seite 650 daselbst als typisch ostasiatisch erscheinen. Ebenso sind
die kleineren Ansätze an den Hauptstämmen chinesischer Formgebung
durchaus entsprechend; vor allem müssen aber die großen Blattformen mit
den zusammenstrebenden Voluten und den wie Flammen vorne heraus-
tretenden Formen als kennzeichnend chinesisch angesehen werden. Vögel,
die an Trauben picken, sind bei alten ostasiatischen Stoffen und sonstigen
Kunstwerken sehr häufig nachweisbar, ebenso das freie Sitzen in der Luft,
nicht auf einem Zweige; befremdlich, aber auch bei ostasiatischen Arbeiten
nicht ausgeschlossen, ist die etwas steife Zeichnung der Vögel. Wenn der
Musterung unseres Stückes verwandte Formen bei älteren deutschen Tapeten
vorkommen, so können auch bei diesen fremde (über Holland gekommene)
Einflüsse vorliegen.
" Wenn auch auf Stickereien der späteren Gotik Pflanzen mit freien Wurzeln vorkommen, so mag
hier eben derselbe EinHuß. wenn auch mittelbar, eingewirkt haben.
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