wirkt. Manchmal schimmert ein Bild wie unter einem transluziden Schleier und leuchtet
flori .
gFarbigen Sinn und Beschaulichkeit hatte auch ein Künstler, der uns in die Berliner
Luft führt, Karl Blechen.
Seine Berliner und seine märkischen Stimmungen, die Blicke auf Gärten und Häuser,
seine Wanderungen durch die Mark, wenn er zum Beispiel das Walzwerk bei Neustadt-
Eberswald skizziert, haben etwas Fontanesches.
Eine gewisse Bescheidenheit, vielleicht manchmal etwas bewußt Trockenes und
dabei doch etwas sehr Kulturechtes steckt in diesen alten Berliner Malern, in Eduard
Gärtner, der die Königsbriicke und die Gertraudenbrücke malt, den Schloßhof und die
Parochialstraße und die Neue Wache; injohann Erdmann l-Iummel, der die ganze Biographie
der Granitschale im Lustgarten treufleißig verewigte, ihren Transport, ihre Schleifung und
Bearbeitung und ihre Aufstellung; in Franz Krüger, der die höfische Welt dieser Zeit
malt, die Herzogin von Dessau, die Fürstin von Liegnitz, Friedrich Wilhelm IV., den
„Ausritt des Prinzenwilhelm in Begleitung des Malers Franz Krüger" - wobei man fühlt,
wie sich der Maler als ein kleiner preussischer Velasquez vorkommt - Parade in Potsdam
und auf dem Opemplatz, Reitpferde und Windhunde.
Die Porträts dieser Zeit haben überhaupt den allergrößten Reiz. Chodowiecki ist hier
in auserlesenen Gesellschafts- und Einzelbildem vertreten. Fabelhafte Distinktion haben
einige Gratis, so die Fürstliche Dame in rotem Kleid mit schwarzem Muff, Boa und
weißem Spitzenkragen und Tischbeins pompöse Erbstatthalterin von Holland.
Und als ebenbürtiger Kavalier zu ihnen der prachtvolle Baron Rohrscheidt von
Johann C.Wilck (1785- xB2oP). Das ist ein lebensgroßes schmales Porträt, Grand-Seigneur-
typ, in der stattlichen Brokattracht der Zeit rnit zwei Berloques unter der langen Schoß-
weste und dem hohen Stock. Das Gesicht gebieterisch und sehr weltmännisch, ein
Mund voll Causerie, er scheint zu jener Rasse geistreicher Genießer voll französischer
Kultur zu gehören. Man könnte ihn sich an der Tafel des Fürsten von Ligne denken. Dies
Porträt eines unbekannten Malers ist aber nicht nur in der menschlichen Charakteristik
bedeutsam, es ist auch originell und besonders in der Komposition. Die Figur ist auf einen
Platz gegen Hausarchitekturen so gestellt, daß diese Häuser vom Horizont abgeschnitten
werden und der Mann des Vordergrundes imposant, beherrschend über sie herauswächst.
In dieser Übersicht fehlen nun wohl viele große Namen. Nichts steht hier von
Menzel, von Trübner, von Leibl. Aber sie sind oft charakterisiert worden, ihr Bild ist
fest, und reizender schien es, bei dieser Kunstreise an den stilleren, abgelegeneren Stationen
zu landen und sich dort vom „divin imprevu" überraschen zu lassen.
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In diesem Festspiel der Huldigung der Künste stellt sich noch ein erlesenes Schaustüek
ein, die Darbietung der Privatsammlungsschätze aus dem Besitz der Mitglieder des Kaiser
Friedrich-Museumsvereins. Zur Feier der silbernen Hochzeitides Kaiserpaares wurden sie
öifentlich ausgestellt. Und eine würdige, repräsentative und zugleich auch stimmungsfeine
Bühne fanden sie in den Räumen des alten Redernschen Palais am Pariser Platz. Und
ein sinnvoller Bedeutungsklang liegt darin, daß dieser edele Schinkelsche Bau, bevor er
nun fällt und einem Großstadthötel weicht, noch einmal mit seinen Sälen einen Feiertag
der Kunst und Kultur abhält. Ein Scheiden in Schönheit.
Elite bildender und angewandter Kunst sieht man hier und man gewinnt einen
hohen Maßstab für die Werte der noch so jungen Berliner Sammlergeneration, die unter
ihrem Praeceptor Berolinensis Bode so schnell und gefügig gelernt hat.
Vor allem sind in hoher Qualität die Niederländer vertreten. Drei Säle um-
fassen sie.
Rembrandt und Franz Hals kann unser Privatbesitz in guten Stücken aufweisen.
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