Robert von Mendelssohn ist der glückliche Besitzer eines Rembrandtschen Selbst-
porträts und der lebendig-strotzenden Hendrikje Stroffels.
Aus der van der Heydschen Galerie trifft man die junge Frau von x63 5 mit
dem schmalen, feingeschnittenen Gesicht, dem großen weißen Spitzenkragen und der
Perlenkette um den schlanken Hals, aus der Casa James Simon die am Tisch stehende
Dame.
Franz Hals erscheint in sieben rnachtvollen Verwandlungen. Die Brustbilder des
Herrn von Heyl und das Mädchen mit Fächer sind ihre Zierden.
Van Dyck tritt mit einem Porträt voll Grandezza und Feierlichkeit in seinem Bilde
der Marchesa Spinola hervor, sie residiert jetzt beijames Simon. Daneben hängen edel-
gestimmte Porträte von Terborch.
Auch in der Landschaftskunst gibt es fast nur erste Qualität. Tiefe Ruysdaels:
besonders die große „Egmont-Ruine" des Herrn Huldschinsky. Eine ilachgestreckte und
dabei farbig mannigfach bewegte Landschaft von Koning; von Cuyp eine Landstraße in
malerischem Gefühl empfangen. Ein sehr besonderer van der Heyde: eine Haarlern-Ansicht
in verschleiertem Licht, wie von weither gesehen. Der Scheveningen-Strand von van der
Velde.
Sehr delikate Stilleben von Beyerer und Kalff, unstofflich, unmateriell, nur mit den
Reizen des überwallenden, um die Dinge zitternden Farbenlichts spielend.
Als Glanzstück kam, als alle diese Bilder versammelt waren, in diesen Kreis der
große Vermeer van Delft, den Herr james Simon eben für eine Drittel Million gekauft.
Eine Haushaltungs- oder Briefszene mit zwei weiblichen Figuren stellt das Bild dar, die
Herrin am Tisch schreibend, den Gänsekiel in den Fingern, die Dienerin mit einem Zettel
in der Hand stehend.
In den farbigen Qualitäten, dem Gelb der Darnenjacke, der blauen Tischdecke, dem
braungestimmten Vorhanghintergrund und in der subtilen Vollendungsarbeit jeden Details
liegt der Reiz dieses Bildes. Der Preis freilich hat mehr mit Rekord- und Sportehrgeiz zu
tun als mit sachlich künstlerischen Bewertungen.
Es gibt noch derbe und burleske Van Steen-Komödien in sechs Akten, und hoher
gesellschaftlicher Kultur der Kunst begegnet man dann im weißen Saal, dem Saal des
XVIILJahrhunderts. Reynolds herrscht hier, den man gleichzeitig in einer kleinen außer-
ordentlich distinguierten altenglischen Ausstellung bei Gurlitt genießen konnte. Dort hängt
das Bild einer Dame mit Rosen in einem feinen blaßbläulichen Ton, der dieser Erschei-
nung etwas Sublimes, Unnahbares gibt. Das Mädchenbild von Reynolds im weißen Saal,
das Fritz König gehört, erinnert an diese Harmonien.
Von fabelhafter Noblesse ist eine dritte Reynolds-Dame, die schlanke Lady im
braunen Kleid.
Auch Skulpturen findet sich in gewählter Auslese. Man sieht hier manches aus
der Renaissanceausstellung wieder, so den berühmten Florentiner Knabenkopf der Samm-
lung Hainauer, der seinen Vatersnamen oft gewechselt und jetzt unter dem Rosselino-
Zeichen geht.
Von deutschen Bildwerken fesselt eine Bischofsgestalt von Riemenschneider aus
hellem Lindenholz.
Die dekorativen Künste zeigen in einigen Vitrinen wahre Schatzkammern.
Fast verwirrend ist der Schmuckschrein mit alten Juwelenarbeiten, die dem Konsul
Eugen Guttmann gehören. Nur einiges kann aus der Fülle dieser schimmernden Gesichte
festgehalten werden: Das kostbare altburgundische Emailaltärchen, ein Prunkbecher von
Jamnitzer, ein Triton, eine vollendet gefaßte Serpentinschale, dazu noch Anhänger,
Ketten, Ringe in Ernail und farbigen Steinen wunderbar abgetönt.
Eine Porzellanschau erneuert alte Bekanntschaften mit den Darmstädter Schätzen.
Mobiliar (Truhen, Getäfel, Schränke) und Gobelins fehlen nicht.
Felix Poppenberg