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wenigen Stunden gelangt man aus der mächtigsten Alpcnscenerie des Gletschergürtels in
die Zone üppigfruchtender Weinberge.
Im innersten Herzen des Burggrafenamtes endlich bei Meran öffnet sich von
Nordosten her das berühmte Passeierthal. Ja — wer hätte wohl nicht schon gehört
von Andreas Hofer, dem edelsten Blutzeugen aus den Freiheitskriegen? Wir wandern an
der Zenoburg vorüber zum Wallfahrtsort Riffian, der wunderthätigen Zufluchtsstätte
kinderloser Frauen. Dahinter liegt der erste Schilthof und bei ihm die Grenze des Wein
baues. Ein Schilthof! Was das etwa sein mag? Schilt- oder Schildhöfe nennt man in
Karlsteg.
Passeier jene Bauernhöfe, welche früher mit besonderen Vorrechten, wie Steuer-, Waffen-
und Jagdfreiheit ansgestattet waren und deren Besitzer dafür auf dem Schlosse Tirol den
Hofdienst leisteten; sie sind äußerlich durch ihre Eckthürme kenntlich. Seit einem halben
Jahrhundert bedeutungslos, ist ihnen nur noch der Name geblieben. Unweit St. Martin,
dem ersten Dorfe, das uns begegnet, steht der Pfandlerhof und die Hoferhütte, ersterer
bekannt als Hofers Zufluchtsstätte im Jahre 1809; in letzterer wurde er 1810 gefangen
genommen. Eine halbe Stunde dahinter liegt der Sandhof, das Wohnhaus des „Sand-
wirths von Passeier". Weiter auswärts folgen St. Leonhard, wo der ehemals viel
begangene Weg über den Jausen nach Sterzing beginnt, und Moos; darüber baut sich das