MAK

Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 6 und 7)

einer ganz eigenartigen . 
Bautätigkeit zu tun, die ' ' 
von der südtirolischen lt 
sehr weit entfernt ist. ' 
Was aber der wach- 3 
sende Verkehr an Pro- 
ben unseres modernen 
städtischenBauverstan- 
des hinuntergetragen 
hat, das wirkt dort wie 
hier zumeist als Bar- 
barei neben der einge- 
borenen, alten Kunst- 
empfindung. 
Der Karst hat ein 
stärkeres Bollwerk ge- 
bildet als die Tiroler 
Alpen. 
Längs Eisak und 
Etsch sind südlicheEin- 
Flüsse weiter nordwärts 
gedrungen wie längs der 
Drau und Mur. Aber 
auch Steiermark, Käm- 
ten und Krain weisen 
vielfach Zeugen dafür 
auf, daß im Bauwesen 
viele Wege nach Rom 
führen und von dort 
zurück. Die Säulenhöfe 
von Spital an der Drau und Millstatt sind Beispiele alter und ältester süd- 
licher Einflüsse; wir können die Freude an solchen Bildungen bis nach Wien 
verfolgen, wo Arkadenhöfe von ganz italienischem Aussehen bis vor kurzem 
keine Seltenheit waren. Auf diesen Wegen begegnen wir neben dem fremden 
so manchem heimischen baulichen Element, das für die bürgerliche Bau- 
kunst wichtig ist. Sind wir einmal im Bereich des steilen Daches angelangt, 
so werden wir seine Herrschaft weit verbreitet sehen. 
Während in Tirol und Salzburg der flache Holzgiebel mit oft sehr reiz- 
vollem Schnitzwerk an den vorkragenden Konstruktionsteilen vom Bauern- 
haus übernommen wird, um dem Bürgerhaus einen schützenden Aufbau 
zu geben, spielt das steilere Giebeldach des steirischen und kärntnerischen 
Hauses bis nach Nieder- und Oberösterreich eine ähnliche Rolle. Manchmal 
zeigt sich wohl auch ein Bemühen, die Herkunft vom Bauernhaus zu ver- 
bergen und dem städtischen Marktplatz oder der Hauptstraße ein stattlicheres 
Haus bei Bozen, Tirol 
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