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innere Ausstattung war viel-
fach reich und kostbar, war
doch Wien ein durch zahl-
reiche Handelsprivilegien ge-
schützter Stapelplatz orien-
talischer sowie occidentaler
Waren. Beide genannten
Erzähler berichten, daß die
I-Iäuser von innen und außen
bemalt waren und einen
prächtigen Eindruck mach-
ten. Weite Kellerräume tru-
gen der damals sehr großen
Bedeutung des Weinhandels
Rechnung; aber auch Wirt-
schaftshöfe sind noch ein
häufiges Requisit der Anla-
gen und Gärten keine Selten-
heit.Laubengänge anPlätzen
und Hauptstraßen, denen
aucheinsehrbewegtesVoll-rs-
leben eigen war, belebten das
Stadtbild. Der Steinbau gab
das Gepräge. Wir wissen,
daß Wien eine der bedeu-
tendsten Bauhütten des Mittelalters besaß und der häufige Zuzug deutscher
Steinmetze und Maurer wird auf den Baucharakter des Bürgerhauses nicht
ohne Einßuß geblieben sein.
Charakteristisch für das Wiener Bauwesen ist das fast gänzliche Fehlen
sichtbarer Äußerungen der Renaissancezeit, die ja in Wien unter dem Zeichen
der Türkenfurcht, großer Befestigungsbauten und wirtschaftlicher Einschrän-
kungen stand. Auch die Anlage der Stadt, des engen befestigten inneren Ker-
nes und der konzentrisch gelagerten dorfartigen Vororte ist hier von Bedeu-
tung gewesen. Die wiederholte Zerstörung dieser äußeren Wohnstätten durch
Feindeshand ließ dort nur sehr wenig an ältesten Urkunden übrig.
Nach dem Verschwinden der äußeren Gefahren folgte eine Blütezeit
des Bauwesens, aber ihre treibende Kraft liegt später in den höheren Gesell-
schaftsklassen. Wien wurde Residenzstadt, Sitz des Adels und der Geistlich-
keit und erhält seine innere Umgestaltung namentlich unter der Herrschaft
monumentaler Ambitionen. Es kam die Zeit der italienischen Einflüsse, der
Rornfahrten aller Baukünstler heimischer Abstammung, der Einwanderung
italienischer Künstler.
Aber auch diese Zeit war dem Bürgerhaus günstig. Der heimische Bau-
künstler setzte die traditionelle Form des Giebelhauses, den Erker in
Wien, Wohnhaus auf der Mölkerbastei