auch das Handtuch mit reicher Fransen-
knüpfung geziert sehen.
Entsprechend den im späten Mittel-
alter zumeist noch bunten Stickereien, die
die Leinwand sonst schmücken, werden
dann auch die Fransen oft bunt gemischt
und selbst bei einfachen, nicht geknüpften
Fransen werden nicht selten farbige Fäden
in die natürlichen Fadenenden der Lein-
wand eingezogen; bemerkenswerte Bei-
spiele dieser Art zeigte das Reichen-
berger Museum auf unserer Ausstellung.
Aus der Fransenknüpfung hat sich
jedenfalls auch die Macrameearbeit ent-
wickelt, eine Technik, bei der immer ein
Faden um einen oder mehrere der neben-
stehenden geknotet wird. Der arabische
Ausdruck, der heute noch üblich ist, läßt
auf sarazenische Herkunft schließen. Die
Sarazenen sind als Erben der antiken
Kunstüberlieferungen im Mittelalter den
europäischen Völkern ja in vielen Kunst-
übungen überlegen gewesen, insbeson-
dere auch in der Stickerei, deren italieni-
sche und spanische Bezeichnung (rica-
Aus Cesare Vecellios„Abiti antichi e rnodemi" mal-ex recamar) ebenfalls arabischen U!"
sprunges ist. Im Gebrauche kunstvoll
gearbeiteter Leinenwäsche scheinen die Sarazenen nun insbesondere voran-
gegangen und vorbildlich gewesen zu sein, weshalb sich auch in der italieni-
schen Renaissance noch lange Arabesken gerade in der Leinenstickerei
erhalten haben.
Gewisse geknotete Spitzen können als eine weitere Stufe der Fransen-
knüpfung angesehen werden. In manchem Betracht mag mit der Fransen-
knüpferei aber auch die Klöppeltechnik in Verbindung stehen; denn auch bei
dieser handelt es sich darum, daß ursprünglich parallel liegende Fäden
durch Verbindung der nebeneinander liegenden neue Formen bilden. Doch
wird nicht geknotet, sondern die Fäden werden nur umeinander gedreht,
zopfartig oder nach Art eines einfachen Leinengewebes verschlungen.
Von vornherein läge kein Grund vor, zu bezweifeln, daß sich die
Klöppeltechnik an den ursprünglichen oder eingezogenen Fadenenden der
Leinwand entwickelt hat; doch haben wir keinen tatsächlichen Beleg dafür.
Andererseits scheint es auch, daß die Klöppeltechnik, wie ich an anderer Stelle
hervorgehoben habe," bei farbigen Oberkleidbesätzen und Posamenterien
"' "Entwicklungsgeschichte der Spitze", Seite 24, 27 und 34.