MAK

Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 6 und 7)

auch das Handtuch mit reicher Fransen- 
knüpfung geziert sehen. 
Entsprechend den im späten Mittel- 
alter zumeist noch bunten Stickereien, die 
die Leinwand sonst schmücken, werden 
dann auch die Fransen oft bunt gemischt 
und selbst bei einfachen, nicht geknüpften 
Fransen werden nicht selten farbige Fäden 
in die natürlichen Fadenenden der Lein- 
wand eingezogen; bemerkenswerte Bei- 
spiele dieser Art zeigte das Reichen- 
berger Museum auf unserer Ausstellung. 
Aus der Fransenknüpfung hat sich 
jedenfalls auch die Macrameearbeit ent- 
wickelt, eine Technik, bei der immer ein 
Faden um einen oder mehrere der neben- 
stehenden geknotet wird. Der arabische 
Ausdruck, der heute noch üblich ist, läßt 
auf sarazenische Herkunft schließen. Die 
Sarazenen sind als Erben der antiken 
Kunstüberlieferungen im Mittelalter den 
europäischen Völkern ja in vielen Kunst- 
übungen überlegen gewesen, insbeson- 
dere auch in der Stickerei, deren italieni- 
sche und spanische Bezeichnung (rica- 
Aus Cesare Vecellios„Abiti antichi e rnodemi" mal-ex recamar) ebenfalls arabischen U!" 
sprunges ist. Im Gebrauche kunstvoll 
gearbeiteter Leinenwäsche scheinen die Sarazenen nun insbesondere voran- 
gegangen und vorbildlich gewesen zu sein, weshalb sich auch in der italieni- 
schen Renaissance noch lange Arabesken gerade in der Leinenstickerei 
erhalten haben. 
Gewisse geknotete Spitzen können als eine weitere Stufe der Fransen- 
knüpfung angesehen werden. In manchem Betracht mag mit der Fransen- 
knüpferei aber auch die Klöppeltechnik in Verbindung stehen; denn auch bei 
dieser handelt es sich darum, daß ursprünglich parallel liegende Fäden 
durch Verbindung der nebeneinander liegenden neue Formen bilden. Doch 
wird nicht geknotet, sondern die Fäden werden nur umeinander gedreht, 
zopfartig oder nach Art eines einfachen Leinengewebes verschlungen. 
Von vornherein läge kein Grund vor, zu bezweifeln, daß sich die 
Klöppeltechnik an den ursprünglichen oder eingezogenen Fadenenden der 
Leinwand entwickelt hat; doch haben wir keinen tatsächlichen Beleg dafür. 
Andererseits scheint es auch, daß die Klöppeltechnik, wie ich an anderer Stelle 
hervorgehoben habe," bei farbigen Oberkleidbesätzen und Posamenterien 
"' "Entwicklungsgeschichte der Spitze", Seite 24, 27 und 34. 

	        
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