Spitzen- und Porträtausstellung in Wien. Kragen, Näharbeit, italienisch um 1600. ljg d. n. Gr. (Kam-Nr. 76)
Freude auszugestalten, auch für reiche Durchbrucharbeiten. So sehen wir bei
Kissen eine Seite etwa mit feiner Schnurverschlingung oder mit Bändern
zusammengeheftet, eine andere mit reicherer Durchbrucharbeit versehen.
Bei bürgerlichen und kirchlichen Gewändern entwickeln sich reichere Innen-
säume, wie die beiden Abbildungen auf Seite 37x und Seite 372 sie uns zeigen.
Der Name „Schiavonesco", den das auf Seite 372 abgebildete Gewand
in dem Trachtenwerk des Cesare Vecellio, eines Großneffen Tizians, trägt,
und der soviel wie „dalmatinisch" bedeutet," läßt schließen, daß derartige
reicher ausgestaltete Arbeiten auf der Balkanhalbinsel, vielleicht auch auf den
griechischen Inseln, früher üblich waren als in Italien; das Kostüm braucht
aber natürlich nicht auf Dalmatien beschränkt gewesen zu sein, sondern mag
gerade zu den Venezianem über dieses Land gekommen sein. Eine Alba
mit reichdurchbrochenen Nähten aus Corfu zeigte uns auf der Ausstellung
eine ähnliche Auffassung noch heute als volkstümlich üblich.
Von demselben Gesichtspunkte aus sind die Leinengewänder zu betrach-
ten, deren Nähte mit Klöppelstreifen eingesetzt sind, wie etwa ein pracht-
volles Leinenhemd aus der Sammlung des Doktor Albert Figdor, das mit
seinen goldenen Klöppeleinsätzen den auch in der Renaissance noch ge-
statteten Farbengegensatz Gold und Weiß bietet.
Da hier schon von farbigen Durchbrüchen und Einsätzen die Rede ist,
sei es gestattet, einige Worte über die sogenannten „echten" und „unechten
spanischen Spitzen" einzufügen, um so mehr als die Ausstellung für die
i" „Entwicklungsgeschichte der Spitze", Seite 58. - Die auf dem hier wiederholten Bilde dargestellte
venezianische Dame ist damit beschäftigt, ihr Haar in der Sonne zu jenem Goldblond zu Färben, das wir auf den
Bildern Palmas oder Tizians bewundern. Der Hut, den sie auf hat, ist nur durch eine breite Krempe gebildet,
auf der das Haar oben ausgebreitet wird.