Spitzen- und Portriitnusstellung in Wien. „Mailänderspitzw, geköppelt, späteres XVII. Jahrhundert. I], d. n. Gr.
(KaL-Nr. x50)
Angeführt werden: Gilgenmodel (Lilienmodel, eine Form, die auch für
die Nähzäckchen früh beliebt ist), Rosenmodel, Leitermodel, Verirrgang,
Andrescrütz (schräge Kreuze), Wolckenmodel, Schachmodel, Hertzmodel,
Rädlemodel, Blättlernodel, S vnd O glöchlet (S- und O-Form mit Löchern),
S vnd Andrescrützle, Stemenmodel, Weckenmodel und andere, aber auch
Goldmodel.
Im XVI. Jahrhunderte herrschten, so viel wir nach Bildern, den zahl-
reichen Musterbüchern und den ihnen folgenden Näh- und Klöppelarbeiten
urteilen können, durchaus die geometrischen Formen vor; daneben linden
sich auch nicht selten figürliche und Tierdarstellungen, jedoch sehr selten
und nur in bescheidenen Ansätzen einzelne Blumen (vor allem streng stili-
sierte Nelken) und pflanzliche Ranken."
Die Ausstellung brachte mehrere iigürliche Darstellungen in Näharbeit
(zum Beispiele die Stücke auf Seite 374 oben und 377) und auch in Macramee.
Männer und Frauen, die einander die Hände reichen, sehen wir in dem Muster-
buche des Cesare Vecellio (Venedig r592). Manchmal Enden wir bei ausgeführ-
ten Arbeiten noch einen farbigen Gürtel oder schwarze Perlen als Augen
eingesetzt. Das bereits erwähnte Musterbuch des Valvassore („Esemplario
di Lavori", Venedig r552) zeigt Pfauen mit streng stilisierten, dreieckigen
Schwänzen, wie wir sie später noch häufig auf volkstümlichen slawischen
Arbeiten sehen, den Markuslöwen mit einem Turme zur Seite, aus dem
Fahnen ausgesteckt sind, ein Osterlamm zwischen zwei Bauten, Greifen und
mehrfach Doppeladler, die wir aber wohl nicht als heraldische, sondern wie
zu zeigen, welche Irrtümer über die Spitzen heute noch immer wiederholt werden können (Seite 70): „As early
as 1596 pattems were published by Giacorno Franco forlace made with bobbins . . . ."
' Daß der „Punto a groppo" wahrscheinlich keine Stichart, sondern eine Form bezeichnet, habe ich
bereits in der „Entwicklungsgeschichte der Spitze", Seite 25 und 38 erwähnt. Es sind Linienverschlingungen,
wie sie, im Oriente (und auch in Ostasien) seit langem üblich, vielfach auch in die, sicher vom Orient beeintiußte
Keramik Venedigs übergegangen sind. Sie sind schon in älteren Stickereien vor den eigentlichen Spitzen üblich;
man vergleiche das Musterbuch von Quentel (1545), Blatt 29 B2, und von Zoppino [r53o) und andere. Die bei
Dornenieo de Franceschi erschienene „Serena opera nova di recami" spricht auch von „groppi incordonati"
(Schnurverschlingungen); die bei Matten Pagan („Omamento delle belle et virtuose donne", Venedig r554)
erwähnten "ponli grapposi" sind vielleicht etwas anderes. Aber gerade in Pagans „La Gloria et Phonore
de ponti tagliati e ponti in aere" (Venedig 1558) sehen wir auffallende Linienverschlingungen zwischen Ranken.