auf vielen mittelalterlichen Stoffen
meist als rein künstlerische Form
aufzufassen haben; dann finden
wirKentauren, Männer in verschie-
dener Stellung und Tätigkeit, ein
Liebespaar, Orpheus unter den
Tieren und ein zweifach ge-
schwänztes Meerweib, das wegen
der symmetrischen doppelten S-
Form der Schwänze dem ruhig
rhythmischen Bedürfnisse der Re-
naissancezeit besonders entspricht
und sich zum Beispiele auch
in dem Musterbuche von Matteo
Pagan („La Gloria . . ." Vene-
dig 1558) findet; auch ein Schiff
mit sehr steiler Steigung vorn und
rückwärts findet sich dargestellt.
Mehrere dieser Motive konnten
wir auch auf einem Kragen der
Ausstellung (Nr. II 3) bemerken;
es ist möglich, daß es sich in diesem
Falle um Wappenfiguren handelt,
doch nicht gerade wahrscheinlich. .
Noch 1616 sehen wir in dem Man. v. Meytens (2), Kaiser Franz 1., Ufi-izien, Florenz.
„Team-O dene et virtuose (Nach einer Photographie von G. Brogi in Florenz)
donne" der Catanea Parasole nur sehr vereinzelte und einfache Ranken. Es
überwiegen die auf kurze Distanzen einander entgegengestellten, besonders
die S-förmigen Linien; größere fortschreitende Ranken erlangen erst in der
Barocke wirkliche Bedeutung.
Wie wir aus der oben angeführten Stelle des Froschowerschen Muster-
buches erkannt haben, verbreiteten sich die Renaissancespitzen schon in der
ersten Hälfte des XVI. Jahrhundertes über Italien hinaus; der klarste Beweis
sind uns die vielen Musterbücher, die bis in den Anfang des XVII. jahr-
hundertes sowohl in Italien als im Norden (Deutschland, Frankreich, England)
erscheinen. Wenn die ältesten Musterbücher deutsche sind, so hängt dies
wohl mit der frühen Entwicklung der Buchdruckerkunst und des Verlags-
Wesens im Norden zusammen; aber schon diese ältesten Werke enthalten
italienische Muster, die als solche bezeichnet sindf"
Die weite Verbreitung der italienischen Muster läßt es heute auch voll-
kommen unmöglich erscheinen, in jedem Falle zu sagen, woher eine solche
"k Über die Spitzenrnusterbücher: „Entwicklungsgeschichte der Spitze", Seite 27 ff. Man vergleiche
auch „Originalstickmuster der Renaissance, in getreuen Kopien vervielfältigt", herausgegeben vom k. k. Öster-
reichischen Museum (Wien r874), E. von Ubisch, „Über Spiizenbücher und Spitzen" (Repertorium für Kunst-
wissenschaft, 1893) und Alfred Lichtwark, „Das Modelbuch des Peter Quentel" (Festgabe für Anton Springer.
Leipzig X885).