Entfaltung näherte, geht nun die
künstlerische Führung von Italien
an Frankreich über; es war diese
Wendung auf dem Gebiete der
Spitze vielleicht sogar noch ent-
scheidender als auf manchem an-
deren künstlerischer Betätigung.
Man hatte in Frankreich schon
vorher, wie in manchen anderen
Ländern, durch allerlei Luxusge-
setze dem Abfließen des Geldes
in das Ausland zu steuern gesucht;
nun griff man die Sache zweck-
mäßiger an. Statt Verbote zu er-
lassen, die doch nur zu Übertre-
tungenVeranlassung gaben, suchte
man die Gewerbe, die der Befrie-
digungsolcherBedürfnisse dienten,
möglichst hoch zu entwickeln, um
die großenSummen, die demLuxus
immer zur Verfügung stehen, so
wenigstens dem Inlande zu wahren
und allenfalls auch dem Auslande
selbst neueTribute für dahin gesen-
dete Luxuswaren auferlegen zu
können. In der Tat ist dies in Frank-
reich in hohem Maße gelungen.
Bekannt sind ja die lebhaften
und planvollen Bemühungen Lud-
wigs XIV. und seines für Frank-
reich so verdienstvollen Ministers
Colbert um die Hebung aller fran-
zösischen Gewerbe, sei es nun der
Tuchindustrie, die aus den Nieder-
landen, oder der Strumpfwirkerei,
die aus England eingeführt wurde.
Besonderen Aufschwung nahm die
Weberei in Lyon und eben die
Spitzenindustrie, zu deren Hebung
direkt venezianische Arbeiterinnen
berufen wurden; auch das Verbot
der venezianischen Behörden, das
die Auswanderung unter Todes-
strafe stellte, konnte nichts da-
Spitzen- und Porträtausstellung in Wien. „BrüsseleW Klöppelspilze (zum Teile auf neuem Grunde) gegen 1750. 1,75 d. n. Gr. (Kam-Nr. 362)