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Spitzen- und Porträtausstellung in Wien. „Valenciennesß Klöppelarbeit, 3. Viertel des XVIII. jahrhundenes.
I]; d. n. Gr. (Kam-Nr. 404)
selbstverständlich kann eine Klöppelarbeit weicher und leichter sein als eine
genähte aus gleichem Faden; bei der Klöppelarbeit brauchen immer nur zwei
Fäden übereinander zu liegen, während bei der Näharbeit, die einen Faden
um den anderen herumschlingt, die Stärke der Spitze immer die von drei
Fäden sein wird.
Die Klöppelarbeit, die ursprünglich mehr als billigere Nachahmung auf-
zufassen ist und so eigentlich auch in dem Froschowerschen Musterbuche
auftritt, wird allmählich zu einer künstlerisch wirklich gleichberechtigten
Technik.
Ihrem Wesen entsprechend, insbesondere dem Bedürfnisse, die Faden-
paare in möglichst fortlaufenden Linien unterzubringen, hat sie bei den geo-
metrischen (reticella-artigen) Musterungen oft zu einem Auflösen der
eigentlich geschlossen beabsichtigten Kreise geführt und bei den größeren
Barockmustern oft die klare Formgebung erschwert, wie man dies
selbst bei dem Stücke auf Seite 386 bemerkt; je weniger Gewicht man aber
auf Größe und Klarheit der Formen legt, desto mehr tritt dieser Nachteil
der Klöppelarbeit zurück und desto mehr ihr Vorzug hervor: die Leich-
tigkeit und der verschwimmende Duft, den sie erzeugen kann. Hierin
zeigt sich ein Hauptergebnis der nordischen Entwicklung, aber natürlich
nicht sofort in klarer Weise.
Am 2. Jänner 1682 schreibt Colbert
an den Intendanten von Alenconz" „Da
sich die Mädchen jetzt an den „Point de
France" (das sind also zunächst franzö-
sische Spitzen nach südlichen Mustern)
„gewöhnt haben, könnten die Händler
nun die Handrischen und englischen
Erzeugnisse einführen." Wie ich an
Spitzen- und Porträtaussxellung in Wien. „Alen-
cun", NähSpilZe, 3.Viertel des XVlIIJahrhundenes
Gegen 1,} d. n. Gr. (Kan-Nr. 465) "' Despierres, a. a. 0., Seite 85.