Rokoko, da sich ein ge-
wisser weiblicher Zug
auch im männlichen We-
sen geltend macht, gehen
die starken Formen dann
völlig verloren.
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Wenn es zum Wesen
des Witzes gehört, an-
scheinend einander ganz
fernliegende Dinge in
Verbindung miteinander
zu setzen, dann gibt es
eine witzige Kunst. Ich
habe an anderer Stelle
die Frage aufgeworfen,
ob es auch in den nicht
nachahmenden Künsten,
in der Ton- und der
Raumkunst, wirklichen
Witz geben kann; ich
meine nicht den Witz
eines Potpourri, den man
zumeist erst erkennt,
wenn man das Zugehö_ Spitzen- und Porträtausstellung in Wien. "Alenqon", Nähspitze,
um x8oo. K"; d. n. Gr. (KaL-Nr. 52g)
rige Programm liest,
nicht einen gegenständlichen Witz, sondern einen rein formell-künstlerischen;
in der Musik sollen ihn moderne Künstler erstrebt haben.
In der Dekoration ist er jedenfalls im Rokoko nicht nur erstrebt, sondern
zu glänzender Entfaltung gebracht worden.
Der Stil des Regence und des Rokoko, der Zeit beginnender „Auf-
klärung", müssen, wenn sie den Geist der Zeit wirklich verkörpern wollen,
naturgemäß zunächst etwas stark Negatives, die Auflehnung gegen die
Übermacht des, alle geistlichen, staatlichen und geistigen Kräfte konzentrie-
renden Barockgeistes in sich tragen; dabei muß sich eine starke, wenn
auch eine oft auf Umwegen irrende und tastende Sehnsucht nach der Natur
geltend machen.
Das ist nun auch im Rokoko der Fall. Mit Witz, der kaum dem eines Vol-
taire nachsteht, vermögen die großen Meister des Rokoko die kühnsten Ideen-
verbindungen zu schaffen: da werden Voluten und Felsen, Blumen und
reiche Netzgründe, Wasserfälle und Musikinstrumente, chinesische Figürchen
und wieder eine Volute oder ein netzartiges Muster in geradezu geist-