Spitzen- und Porträrausstellung in Wien. „Point de gaze" aus dem Nachlasse weiland Ihrer Majestät der
Kaiserin Elisabeth, Brüsseler (oder Pariser) Näharbeit. 1,-, d. n. Gr. (Kam-Nr. 65g)
die durch schlangenartig verschlungene Linien ungefähr den Eindruck groß-
zügiger Spitzen hervorrufen wollen. Gewiß sind solche Arbeiten auch schon
in Italien gearbeitet worden, gehen vielleicht schon in die Zeit vor der Barocke
zurück; jetzt werden sie aber die üblichen „Kirchenspitzen" der ärmeren Kir-
chen, die sich von denen der vorgeschrittenen Welt gar wesentlich unterschei-
den; denn wie etwa eine prachtvolle, vorn Kardinal Erzbischof Freiherrn von
Skrbenski inPrag ausgestellteAlba zeigen konnte, hat auch die vornehme Geist-
lichkeit die neuen Formen keineswegs zurückgewiesen. Doch sind, wie
gesagt, die älteren Formen in der Volkskunst geblieben und dort vielfach
weiter entartet und bisweilen auch wieder farbig geworden.
Die berühmtesten Namen sind nun die der Niederlande, des alten Sitzes
kunstvoller Arbeit und des Landes der feinsten Linnengespinste.
Für das XVIII. Jahrhundert besitzen wir in Savarys „Dictionnaire de
commerce" eine vorzügliche Quelle. Wenn sich die Anführungen der Kopen-
hagener Ausgabe, der wir hier folgen, zum Teile auch erst auf die frühe
Louis XVI-Zeit beziehen, so betreffen viele Bemerkungen doch offenbar
auch schon die Arbeiten des Rokoko und früherer Zeiten.
Bei Savary (Kopenhagener Ausgabe, Band IV, Spalte 261) heißt es:
„Der „Point de Bruxelles" ist der schönste in seiner Art, sowohl was
den Reichtum der Erfindung, als den Geschmack und die Vollendung der
Arbeit betrifft. Er wird mit derselben Anzahl verschiedener Arbeiterinnen
hergestellt, mit denselben Qualitäten des Fadens und erfordert vom Fabri-
kanten dieselbe Sorge wie die (Brüsseler) Klöppelspitze. Diese Spitze wird
mit der Nadel gearbeitet.