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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 6 und 7)

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denn sie erfordert die langwierigste Arbeit 
und nach ihr ist die größte Nachfrage . . . 
Die Nähspitze aus Alencon („Point 
d'Alencon") wird ebenso wie die Brüsse- 
ler mit der Nadel ausgeführt, aber sie steht 
sowohl an Geschmack als an Feinheit der 
Ausführung hinter dieser zurück. . . . Sie 
hat außerdem den Nachteil, daß der Fa- 
den der Blumen sehr stark ist und im 
Wasser noch anschwillt. . . . Man fordert 
von den Fabrikanten in Alencon außer- 
dem mit Recht eine reichere Abwechslung 
der Gründe. Man empfiehlt ihnen auch die 
Kunstfertigkeit, die durch glückliche Ver- 
wendungverschiedener Fäden und Grund- 
muster den Spitzen solche Abtönung (ces 
nuances), solche Art des Reliefs und solchen 
Spitzen- und Porträtausstellung in Wien. das Auge des Beschauers entzückenden 
Krawattenende, kombinierte Spitze, 3.Viertel Glanz verleiht (wie bei den Brüsseler Ar- 
d" XIX  i n'a" beiten). Man sendet viel „Point d'Alen- 
con" nach Brüssel, um dort die Gründe 
herzustellen. Die Spitze erhält dadurch einen Lüster und einen Wert, der ihr 
(an sich) gewissermaßen fremd ist und sich denen der Brüsseler Spitze 
nähert. Die Kenner wissen gleichwohl die eine von der anderen A11 zu 
unterscheiden. 
Die Engländer haben begonnen, die Brüsseler Spitzen nachzuahmen, 
wenn auch sehr unvollkommen. Sie nennen sie „Point d'Angleterre". Diese 
Spitzen sind geklöppelt, in Bezug auf die Zeichnung in Art der Brüsseler; 
aber die Umrandung der Blumen (le cordon ou la bordure des Heurs) hat 
keine Haltbarkeit. Diese Blumen lösen sich auch leicht von den Gründen, die 
gleichfalls nicht dauerhafter sind. Die englischen Fabrikanten haben, um die 
ersten Versuche auf diesem Gebiet beliebter zu machen, sehr viel (echte) 
Brüsseler Spitzen gekauft und in ganz Europa unter dem Namen „Point 
d'Angleterre" verkauft. Viele Personen glauben noch heute, Spitzen eng- 
lischer Erzeugung zu tragen, während es nichts anderes als Brüsseler 
Spitzen sindf" 
Aus den Worten Savarys, die, in diesen Punkten zu bezweifeln, durch- 
aus kein Grund vorliegt, kann man zugleich ersehen, wie unrecht wir ge- 
wöhnlich tun, wenn wir gerade die besten Spitzen des XVIII. Jahrhundertes 
immer nur Frankreich, vor allem Alencon und Argentan, zuschreiben. Was 
insbesondere letzteres betrifft, ist es bemerkenswert, daß bei Savary (a. a. 0., 
"' Diese Stelle bei Savary stammt aus dem Dictionnaire du Citoyen, 8, 1761. 
Gewiß wurden in England seit langem auch sehr gute, besonders geklöppelte, Spitzen verfertigt; als sie 
aber auch in Flandern, der Pikardie, Champagne und Auvergne hergestellt wurden, war man in Paris nicht 
mehr darauf angewiesen, sie aus London zu beziehen. (Savary, a. a. 0., V, Sp. 748.) 

	        
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