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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 6 und 7)

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Rändern der Formen durch Über- 
einanderschlagen von Fäden meist 
stärkere Linien und kräftigeres 
Weiß erzielen, während die in 
einem Stücke geklöppelten (Me- 
cheler) gern breitere weiße Fäden 
zum Klarermachen der Umrisse 
einlegen. Die zusammengesetzten 
Brüsseler Arbeiten konnten natur- 
gemäß auch in größerer Breite 
hergestellt werden und sind dar- 
um besonders auch für die nun 
sehr reich geschmückten Alben, 
für die Volants der Damenkleider 
und Taufdecken sehr beliebt": 
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PIK 
Seim"Rt,2i.:t:';:i';:r.i'äit"äxrzfxifzgt;me'  Um die Mieee des XVIII- Jehe- 
hundertes wandelt sich das Ro- 
koko bekanntlich in den Stil, den wir als „Louis XVI" zu bezeichnen pflegen. 
Die Überbleibsel der Barocke, die im Rokoko, wenn auch in freier, oft kühner 
Verwendung immer noch vorhanden waren, all das Voluten- und Schnörkel- 
werk und auch die Muscheln und Figürchen, gehen nun verloren; übrig 
bleibt nur der schon so hoch entwickelte Naturalismus des Rokoko, der aber 
immer noch fortschreitet, und der Reichtum der zarten Gründe, die nun in 
Ermanglung großer Formen immer stärker mitsprechen. Die Blumen werden 
verstreut oder zu Gewinden gebunden und, dem Sinne für naturalistische 
Gestaltung entsprechend, mit Bändern und Maschen angeheftet oder in 
Körbchen gesammelt; man vergleiche die Beispiele auf Seite 402 und 403, 406 
und 408 oben. Die Hauptgliederungen beschränken sich häufig auf gerade 
oder langgewellte Streifen oder auf einfache, etwa sechseckige Gliederungen, 
wie bei dem Stück auf Seite 407 unten. Die Gründe, auf deren Ausgestal- 
tung nicht genug Fleiß verwendet werden kann, sind nun eigentlich das 
Herrschende geworden. 
Mit dem Fortschreiten des Klassizismus, wie es sich etwa in den Beispie- 
len auf Seite 408 oben und 409 verrät, bleiben von den alten Dekorationen 
nur kleine Streublümchen, Blättchen, Kreise, Streifen und Punkte übrig, 
höchstens am Rande noch einiges Blattwerk; ein bemerkenswertes Beispiel 
bietet die auf Seite 408 unten abgebildete Spitze, die dem Fürsten Blücher 
von der Stadt Brüssel nach der Schlacht bei Belle-Alliance überreicht wurde 
 
' Man stellte in den Niederlanden natürlich auch gröbere ldöppelspitzen her, von denen Snvary (a. a. 0., 
V, Sp. 27g) bemerkt, daß einige nur für den Handel nach Spanisch-Indien geeignet waren. Die apanischen 
Gebiete scheinen überhaupx mehr die gröberen Arten aufgenommen zu haben, wie die lothringiscben (Savary, 
V, 292) und die der Normandie, von denen später noch die Rede sein soll.
	        
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