422
Rändern der Formen durch Über-
einanderschlagen von Fäden meist
stärkere Linien und kräftigeres
Weiß erzielen, während die in
einem Stücke geklöppelten (Me-
cheler) gern breitere weiße Fäden
zum Klarermachen der Umrisse
einlegen. Die zusammengesetzten
Brüsseler Arbeiten konnten natur-
gemäß auch in größerer Breite
hergestellt werden und sind dar-
um besonders auch für die nun
sehr reich geschmückten Alben,
für die Volants der Damenkleider
und Taufdecken sehr beliebt":
III ä:
PIK
Seim"Rt,2i.:t:';:i';:r.i'äit"äxrzfxifzgt;me' Um die Mieee des XVIII- Jehe-
hundertes wandelt sich das Ro-
koko bekanntlich in den Stil, den wir als „Louis XVI" zu bezeichnen pflegen.
Die Überbleibsel der Barocke, die im Rokoko, wenn auch in freier, oft kühner
Verwendung immer noch vorhanden waren, all das Voluten- und Schnörkel-
werk und auch die Muscheln und Figürchen, gehen nun verloren; übrig
bleibt nur der schon so hoch entwickelte Naturalismus des Rokoko, der aber
immer noch fortschreitet, und der Reichtum der zarten Gründe, die nun in
Ermanglung großer Formen immer stärker mitsprechen. Die Blumen werden
verstreut oder zu Gewinden gebunden und, dem Sinne für naturalistische
Gestaltung entsprechend, mit Bändern und Maschen angeheftet oder in
Körbchen gesammelt; man vergleiche die Beispiele auf Seite 402 und 403, 406
und 408 oben. Die Hauptgliederungen beschränken sich häufig auf gerade
oder langgewellte Streifen oder auf einfache, etwa sechseckige Gliederungen,
wie bei dem Stück auf Seite 407 unten. Die Gründe, auf deren Ausgestal-
tung nicht genug Fleiß verwendet werden kann, sind nun eigentlich das
Herrschende geworden.
Mit dem Fortschreiten des Klassizismus, wie es sich etwa in den Beispie-
len auf Seite 408 oben und 409 verrät, bleiben von den alten Dekorationen
nur kleine Streublümchen, Blättchen, Kreise, Streifen und Punkte übrig,
höchstens am Rande noch einiges Blattwerk; ein bemerkenswertes Beispiel
bietet die auf Seite 408 unten abgebildete Spitze, die dem Fürsten Blücher
von der Stadt Brüssel nach der Schlacht bei Belle-Alliance überreicht wurde
' Man stellte in den Niederlanden natürlich auch gröbere ldöppelspitzen her, von denen Snvary (a. a. 0.,
V, Sp. 27g) bemerkt, daß einige nur für den Handel nach Spanisch-Indien geeignet waren. Die apanischen
Gebiete scheinen überhaupx mehr die gröberen Arten aufgenommen zu haben, wie die lothringiscben (Savary,
V, 292) und die der Normandie, von denen später noch die Rede sein soll.