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der etwas gelblichen Roh-
seide herstellte; auch in
Schwarzi wurden sie als
Umhängtücher und Kleider-
besätze gebraucht und sind
bis über die Mitte des XIX.
Jahrhundertes sehr beliebt
geblieben; vergleiche Abbil-
dung auf Seite 416.
III S?
ßF
Wenn die Spitze, wie
gesagt, auch noch in der Zeit
des äußersten Naturalismus
hie und da in ihrer Art treff-
liche Werke schaffen konnte,
so war man doch wie in der
ganzen Kunst an das Ende Porzellanausstellung in Troppau. Meißener Teller, zirka 1725
gelangt und es ist begreiflich, (Kn-"NY- n)
daß man in den Sechziger- und dann besonders in den Siebzigerjahren des
XIX. Jahrhundertes zunächst durch Anlehnung an die alten Formen wieder
einen Rückhalt zu gewinnen suchte.
In Italien ließ die Königin Margherita, in Österreich die verewigte
Kaiserin dieser Neubelebung der Spitzen ihre besondere Unterstützung an-
gedeihen."
Es ist begreiflich, daß man sich, der ganzen Zeitströmung entspre-
chend, besonders an die italienischen Typen anschloß und man kann dies
auch bei den auf Seite 421 bis 423 dargestellten Stücken erkennen; daneben
"Man bezeichnet solche Arbeiten meist als „spanische Spitzen", obgleich sie größtenteils in Frankreich
hergestellt wurden. Man unterscheidet besonders echte „Chantilly", die ganz geklöppelt, und unechte, die mit
der Maschine hergestellt, deren Konturen aber mit der Hand eingezogen sind. Sicher waren solche schwarze
durchbrochene Arbeiten in Spanien immer besonders beliebt; schon ein Trachtenbild aus Sebastian Vrancx'
,.Hispani et Hispaniae in vestitu cultus" (Pet. de Jode. sc. et exc.) zeigt eine Spanierin mit einem großen, an-
scheinend allerdings noch ungemusterten Schleier, der vom Kopfe bis zum Boden hei-abreicht. Das Bildnis der
Königin Maria Louise von Goya im Prado zu Madrid zeigt schon ein reiches schwarzes Spitzenkleid mit herab-
wallendem Schleier; aber auch schon jean Baptiste Greuze's, „La frileuse" zeigt einen über den Kopf gezogenen
schwarzen Spitzenschleier, wie ja auch früher schon im Sommer selbst im Norden solche Schleier getragen
wurden.
Seidenspitzen wurden übrigens seit dem frühen XVIII. Jahrhunderte auch viel im Erzgebirge hergestellt.
Savary erwähnt (a. a. O , V, 515 fl'., wo man es erwarten sollte) noch keine böhmischen Spitzen, sondern betont,
daß Bühmen außer Papier nur Naturprodukte verhandelt; dagegen werden bei Annaberg in Sachsen (Savary
a. a. 0., V, 392) Leinen- und Seidenspitzen sowie Bänder hervorgehoben, die auch nach Böhmen gesendet
werden. Der sogenannte „Point de Saxe", ist aber, wie bereits erwähnt, eine ausgezeichnete Art der Weiß-
stickerei. Schlesien erzeugte im XVIll. Jahrhunderte zu Hirschberg Spitzen (Savary a. a. 0., V, S. 3x). -
Über die alte Idrianer Spitze soll in einem späteren Hefte unserer Zeitschrift gehandelt werden.
i"? Im Venezianischen gab es nur noch eine einzige alte Arbeiterin, die Nähspitzen ausführte. Seit x79:
wird dort der sogenannte „Punro di Burano" erwähnt, eine Grundnetzspitze mit Streumuster und naturali-
stischem Blumenrand; die erste Darstellung findet sich 1793 auf einem Stich Bartolozzis; vgl. S. M. Urbani
de Gheltot? „Trattato storico tecnico della fabbricazione dei Merletti Veneziani". Venedig 1878.