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in den verschiedenen Typen auf der Trop-
pauer Ausstellung studieren. Das Hauptwerk
dieser Abteilung waren fünf bezeichnete und
außerordentlich fein und reich bemalte Botten-
gruber-Tassen mit Planetenbildern.
Dank der großen Liebenswürdigkeit des
Herrn L. Cahn-Speyer in Wien sowie anderer
Sammler konnten auch die Porzellan-„Galan-
terien" in reicher Vielseitigkeit gezeigt wer-
den. Aus der Flaconsammlung Cahn-Speyer
waren gegen zwanzig Stück ausgewählt, rei-
zende Werke von Meißen, Wien, Chelsea,
Fürstenberg, Höchst, Nymphenburg u. s. w.
Besonders die vier Altwiener Flacons aus der
vorkaiserlichen Zeit, mit Chinoiserien, jagen-
den Putten und Trachteniiguren sowie ein
frühes venezianisches Flacon mit veneziani-
schen Trachtenliguren sind von ebenso großer
dekorativer Feinheit als Seltenheit. Die gra- Porzellanausstellung in Troppau. Meißzner
ziöse Kunst Melchiors zeigte ein Höchster Rmmckdimn "m" 1mm", Zirka 11-15
Flacon in Gestalt eines an einem Baumstamm Ohm-N" m)
sitzenden Mädchens. Aus den Besteckgriffen hebe ich zwei Meißener Messer-
griffe mit kleinen superb gemalten Watteau- und jagdszenen hervor, die
dem Fürsten ]ohann Liechtenstein gehören. Stockgriffe, Pfeifenköpfe und
Dosen lieh besonders die Sammlung Grauer, darunter einen brillant model-
lierten Nymphenburger Pfeifenkopf in Form eines karikierten Manneskopfes,
aus der Hand des großen unbekannten Nymphenburger Modelleurs, der nach
Otto von Falke mit Bastelli identisch ist.
Ludwigsburger Ursprungs sind 87 einzelne, naturalistisch modellierte
und bemalte Porzellanblumen (Sammlung Grauer), Tulpen, Nelken, Rosen,
Türkenbunde etc., duftige und zarte Meisterwerke der Bossierkunst. Sie
haben eine pikante Geschichte, denn sie gehören zu jenen Blumen, die 1763
Herzog Karl Eugen von Württemberg in seiner Manufaktur bestellte, um sie
bei seiner Geburtstagsfeier den anwesenden Damen seines Hofes zu
überreichen.
KLEINE NACHRICHTEN S?
US DEM BERLINER KÜNSTLEBEN. Die Ausstellung der Berliner Sezes-
sion, die Ende April in dem neuen Hause am Kurfürstendamm erößnet wurde,
ist durch die reiche Mischung verschiedenfältigster Temperamente und Physiognomien
ungemein anregend und wertvoll auch dadurch, daß sie Werke und Persönlichkeiten, die
in solcher Auslese nicht bequem zugänglich sind und der größeren Öffentlichkeit kaum
bekannt sein dürften, hier verführt.