MAK

Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 5)

abwesend Gott weiß wo und von 
einer souveränen Gleichgültigkeit. 
Und dazu das wechselnde Winter- 
wetter, rare Lichtblicke zwischen 
langem Nebelreißen und tauben, 
grauen Zeitstrecken. Zum Teil habe 
ich diesen Kampf auch mitgemacht, 
denn ich war es, der Engelhart zu 
Speidel brachte, von dem bisher 
nur zwei oder drei ältere Photo- 
graphien existiert haben. Es schickte 
sich ja nicht, daß ein solcher Schrift- 
steller in einer großen Kunststadt 
gelebt haben und gestorben sein 
sollte, ohne auch nur von begabter 
Hand abgebildet zu sein. Leider 
kamen wir zu spät daran. Speidel, 
dem man früher mit dergleichen 
weltlichen Eitelkeiten nie hätte 
kommen dürfen, tat es mir zuliebe. 
Auch hatte ich ihm eigens einen 
Maler ausgesucht, ohne Faxen und 
Posen, wie er ihm sympathisch sein 
konnte. Und er fand auch sofort 
Geschmack an ihm. Der erste, 
etwas unterlebensgroße Kopf, den 
Engelhart in tempera malte, auch 
auf einen Sitz, gibt eine freundliche 
Ähnlichkeit, die denBekannten wohl 
genügen kann. Das wird das eigent- 
liche Speidel-Bildnis nach der Natur josef Engelhart, Im Sophiensaal, Ölgemälde 
bleiben. Der Künstler skizzierte 
damals noch, in meinem Beisein, mit Bleistift etliche Ansichten des 
Kopfes von verschiedenen Seiten, um sich ihn vertrauter zu machen. Bei 
späteren Besuchen erwies sich dann immer das Wetter oder der Kranke als 
ungünstig, bis der Künstler sich plötzlich entschloß, lieber ein neues Bild in Öl 
zu unternehmen. Dieses wurde später nach Angaben der Familie noch stellen- 
weise berichtigt. Es verrät jedenfalls das Drangvolle der Stunde, die fast schon 
die letzte ist. Es hat etwas von Reliquie. In dieser Ausstellung erschienen 
endlich die beiden neuesten Büsten, von ganz verschiedener Art, jede 
übrigens auf Stil ausgehend, aber jede auf andere Art. Die weiße Marmor- 
büste seiner Frau gibt sich als Abstraktion, als Überwindung des Realismus. 
Die Form ist schier bis auf ihren Typus zurückgeführt, mit so wenig Linien 
und Flächenschwebungen als möglich. Und trotzdem hat die Ähnlichkeit 
an?
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.