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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 5)

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zusammentref- 
fen. Das zweite, 
hintere Gelaß 
ist mit bunten 
Papierfähnchen 
ganztanzboden- 
mäßig beflaggt. 
Weitere dicke 
künstliche Fe- 
stons von an- 
geblichem Grün 
dazu auch eine 
AnzahlGaslam- 
penkugeln ver- 
vollständigen 
dieHerrlichkeit. 
Vorn sitzt das 
P. T. Publikum, 
wie es die Gele- 
genheit zusam- 
menwürfelt. Ar- 
beiter mit Weib 
und Kind; auch 
Wickelkinder 
werden mitge- 
nommen. Arme 
Teufel, die geradenwegs aus dem Elend kommen und denen das Lustigsein 
unheimlich zu Gesicht steht. Vorne sitzt ein Schmied, dessen Riesenpratzen 
wie eine Damoklesdrohung das Bild zu beherrschen scheinen. Sein wind- 
schief zugestutzter, blonder Backenbart und der enorme Unterkiefer geben 
ihm einen Ausdruck von „gescheertem" Ungetüm. Auch unqualifizierbare 
Existenzen kommen vor; ein geheimnisvoller Gast zum Beispiel, scharf 
rasiert, aber mit abenteuerlichen, schwarzen Zotteln um den Kopf, . . . wer 
und woher er ist, wes Zeichens und so fort, hat noch niemand aus ihm 
herausgebracht. Unbekannt woher, unbekannt wohin. Und zwischen den 
lebendigen Menschen hängen an Wandnägeln überall dunkle Mäntel, 
Menschikoffs, Umhängtücher in gespenstischer Undeutlichkeit, wie lauter 
Gehenkte. Der Volkssänger aber ist der alte Jean (sprich: Schan) Managini. 
Er steckt in einem schwarzen Frack von grauer Farbe, mit spiegelnden 
Flächen und ausgefranzten Rändern. Ein japanisches Grinsen illustriert 
sein mitgenommenes Gesicht, wie er sein Duett singt, mit dem reschen 
Mädel in kniekurzem, tief ausgeschnittenem Kleide, dessen freches Gelb wie 
Schwefel in die Augen sticht. Einmal die Woche hat der alte Managini da 
aufzutreten, für sieben Kronen Spielhonorar (ungrad bringt Glück), und 
  
josef Engelhart, Log: im Sophiensaal. Ölgemälde
	        
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