aber mit feinen Nerven für die neue
Sonne, die am westlichen Himmel stand
und alsbald über Wien heraufzog. Ihm
war wohl in diesem Sonnenschein und
er wurde der wachsende Künstler, der
er noch ist, und trieb nach allen Seiten
die mancherlei Triebe, die man kennt.
Kein Grundstürzer, auch kein Apostel,
aber einFreimütiger undUngenierbarer,
zweifellos ein Nurkünstler, alles in allem
einer der Sympathischen von Wien.
Josef Engelhart ist am Ig. August
1864 in Wien geboren. In der Löwen-
gasse, also in der damals noch tadellos
vorstädtischen Vorstadt Erdberg. Sein
Vater war ein Ottakringer, was auch ein
verläßlicher Blutstropfen ist, und wurde
dann ein immer reicherer Fleischhauer,
was man in oppositionellen Gemeinde-
ratsreden einen Fleischbaron nennt. Die
Metzgerei ist eines der malerischesten
Handwerke und hat goldenen Boden;
sie arbeitet, wie die primitiven Maler,
gewissermaßen auf Goldgrund. Rem-
brandts Darstellung eines kunstgerecht
geöffneten Schweins ist ja bekannt; es
ist ein Festmahl fürs Auge, in Rot und
Weiß. Auch in Engelharts Speisesaal,
wo das Mahagonibuffet mit menu-
_ , mäßigen Intarsien geschmückt ist,
Josef Engelhart, Pariser Studie, Gouache es da nicht nur Fruchtstücke
und Fische, sondern auch eine rohe
Schweinskotelette, deren dekorative Farbenflecke ebenso gustiös wirken. In
Erdberg verbrachte Pepi als Schuljunge seine Jugend, die nicht allzuviel
Tugend hatte. Damals gab es dort noch lauter ebenerdige Häuser, über deren
Dächer man mit katzenartiger Behendigkeit hinwegvoltigierte, und eine
Menge Gärten, in denen erkletterungswürdige Obstbäume gediehen. Es war
eine zur Gymnastik aneifernde Welt. Und an den alten Baulichkeiten haftete
noch allerlei chronistische Romantik. In der Rüdengasse stand noch das
denkwürdige Rüdenhaus, wo schon die Jagdhunde der Babenberger Herzoge
unterhalten wurden. Auf Kaiser Max mindestens ging das Haus selbst zurück.
Es ist selbstverständlich demoliert und die ganze Gegend überhaupt mit
hohen Zinshäusern bedeckt, die keine Spur von Ebenerdigkeit mehr zeigen.
Auch die Äpfel haben sich dort längst von den Apfelbäumen zwischen die