Sitzende den Ausblick auf Platz oder
Straße behält. Eine Sammlung von
Kultusobjekten auf einem Zierbrett,
mit Kruzifix und Bildwerken ist
auch der ständige Schmuck dieses
Platzes.
So ist eigentlich auch die Raum-
einteilung in der Bauernstube schon
vielfach ein Gegenstand traditioneller
Übung. Die Wand und Deckenbildung
weist ein nicht minder typisches Ge-
präge auf.
Steiermark hat aus dem Mittelal-
ter weit mehr kirchliche als profane
Bauwerke erhalten. Und doch kann
man sagen, daß vielfach der Geist der
mittelalterlichen Konstruktion bis in
die letzten Jahrhunderte fortgelebt
hat. So ist die Balkendecke mit dem
mächtigen I-Iauptbalken (Unterzug),
der in der Mitte eine gekerbte Verzie-
rung trägt, und der kräftigen Dielung,
die an den Kanten der vorspringenden
I-Iolzteile eine traditionelle Proiilierung
zeigt, ein Erbstück des Mittelalters,
das bis in das XVIII. Jahrhundert dem
Holzbau erhalten bleibt. Ebenso ist
die Täfelung der Wand ohne Füllun-
gen aus glatten Brettern und schmalen
Deckleisten eine sehr alte Übung.
Diesen ererbten Motiven der
Holzbaukunst sindin der Renaissance-
zeit, die den reichen Schmuckapparat
von Rahmen und Füllungswerk, von
Josef E"ge1g:;:zfi"dema'"e' Gesimsen, Giebeln, Säulen und Pilas-
tern in die Wohnstube gebracht hat.
wohl formale Bereicherungen, aber keine so lebenskräftigen Grundformen
hinzugefügt worden.
Dafür ist alle Liebe und Schmuckfreude, die in der Renaissancezeit
jeder handwerklichen Tätigkeit noch eigen ist, der Durchbildung der Wohn-
stube zugewendet worden.
Der Eindruck wohnlichen Behagens ist auch in der Renaissancestube
so vollkommen erreicht, wie es keiner späteren Zeit besser gelang. Nur die
Bürgerstube der Biedermeierzeit hat diesen Eindruck für eine andere