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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 5)

Bevölkerungsklasse und für weitaus engere 
Lebensverhältnisse neuerdings festgelegt. 
So weisen denn auch die von Lacher auf- 
gefundenen Bürgerzimrner aus der Rokoko- und 
der Empirezeit ein gewisses steif-vornehmes 
Gepräge auf, das mit förmlichen Sitten und 
Konventionen zusammenhängt. Auch in far- 
biger Hinsicht tritt mit der Anwendung von Ver- 
goldung und bunter Seide im XVIII. Jahrhundert 
eine anspruchsvolle Note auf. Sie klingt im Em- 
pire noch in den vergoldeten Möbelbeschlägen 
und Plastiken, in Polsterungen und Vorhängen 
mit, bis sie von einer Zeit verdrängt wurde, 
in der die äußerste Sparsamkeit und die Furcht 
vor dem Auffallenden zu Vereinfachungen 
drängte, die der Gediegenheit und Bequemlich- 
keit des Möbels zu gute kamen. 
Immer aber wohnt in diesen alten Ein- 
richtungen, so frerndartig sie manchmal auch 
unseren Bedürfnissen gegenüberstehen, jener 
einheitliche Zug und jenes künstlerische Emp- 
finden, die sie zu einem geschlossenen Ganzen 
runden, die jede Einzelheit erfreulich machen, 
welche sich logisch aus dem Charakter der 
Zeit und aus dem Material und Handwerk ent- 
wickelt. 
Von den sieben Beispielen, die wir durch 
Abbildungen vorführen, sind das erste und die 
beiden letzten vereinzelte Typen. Die 
vier anderen aber, die sämtlich dem 
ländlichen Haus und derselben Zeit 
angehören, zeigen die Variation inner- 
halb einer Epoche. Da ist eine Stube 
eines reichen Bauern aus Schönberg; 
eine Wirtsstube aus einem Gasthaus 
an belebtem Verkehrsweg, wenn auch 
tief im Gebirge; eine Stube aus Geist- 
tal, die wohl als Schreiberamtsstube 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Josef Engelhart, Grabfigur, Bronze, 
geschliffen und poliert 
gedient haben mag und dann ein Raum von der steierisch-kärntnerischen 
Grenze, der eine besondere Wohlhabenheit verrät. 
Sie tragen alle den Stempel gediegener Handwerklichkeit und sach- 
licher Durchbildung - sie atmen Ruhe und Behagen aus, die Selbst- 
bewußtheit tüchtiger Menschen, die fest im Leben wurzeln. Schon das allein 
macht ihre Erhaltung wertvoll und verdienstlich.
	        
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