Altsteierische Bauernstube vom Jahre 1568 (aus Schönberg bei Oberwölz). Nach Lacher, Altsteierische Wohn-
räume im Landesmuseum zu Graz (Leipzig, Karl W. Hiersemann)
eines jungmädchen-Schlafzimmers mit einem um einige Stufen höher geführten Erkerrund-
bau. Doch wirkten die mit gewässertem Hellblau bespannten Verstellwände mit dem
Atrappenfenster etwas bühnenmäßig oder als eine Puppenstube für Riesenkinder. Sehr
geschickt war dagegen, wie die zwei kleinen Original-Flaggenturmfensterchen der Rathaus-
fassade -- das einzige, was von ihr für diese Disposition brauchbar war -- in die Erker-
komposition zweckvoll und organisch einbezogen wurden.
Daneben im „Raum der lichten Helle", sah man die Arbeit der Werkringmänner in der
Art von Möbelgruppenbildern, sich natürlich abgrenzend aneinander gereiht. Als belebende
Requisiten fanden sich dazu allerlei Werke der Kleinplastik, darunter einige künstlerisch
reife und wertvolle Stücke von Hugo Lederer, zum Beispiel die edle Zentaurenschale.
Ein Panorama verschiedenerTemperamente ölTnete sich auf dieserBühneBemerkens-
wert dabei erschien, daß die Neigung unserer kunstgewerblichen Anfangszeiten zum
Rustikalen, zum Blockhausstil, zum Naturalismus der nackten Konstruktivität die logische
Entwicklung zu einer schmückenderen Tendenz durchgemacht hat. Das Schmücken und
Zieren ist aber in der Schule der Konstruktion und der Bescheidenheit der Natur erwachsen
und steht in strenger Zucht. Es macht sich nicht breit, es drängt sich nicht als Hauptsache
vor. Es dient willig im konstruktiven Gefüge, die Schmuckmotive werden nicht äußerlich
hinzugetan, sondern sie sind dem Ganzen organisch verbunden, sie wirken als Ausdrucks-
form, sie akzentuieren, sie betonen an einer wesentlichen Stelle die Gliederung.
Es ist charakteristisch, daß bei den Möbeln gerade die Schmucktechnik bevorzugt
wird, die am wenigsten äußerlich ist, vielmehr am reinsten und organischsten sich einfügt