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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 5)

Altsteierische Bauernstube vom Jahre 1568 (aus Schönberg bei Oberwölz). Nach Lacher, Altsteierische Wohn- 
räume im Landesmuseum zu Graz (Leipzig, Karl W. Hiersemann) 
eines jungmädchen-Schlafzimmers mit einem um einige Stufen höher geführten Erkerrund- 
bau. Doch wirkten die mit gewässertem Hellblau bespannten Verstellwände mit dem 
Atrappenfenster etwas bühnenmäßig oder als eine Puppenstube für Riesenkinder. Sehr 
geschickt war dagegen, wie die zwei kleinen Original-Flaggenturmfensterchen der Rathaus- 
fassade -- das einzige, was von ihr für diese Disposition brauchbar war -- in die Erker- 
komposition zweckvoll und organisch einbezogen wurden. 
Daneben im „Raum der lichten Helle", sah man die Arbeit der Werkringmänner in der 
Art von Möbelgruppenbildern, sich natürlich abgrenzend aneinander gereiht. Als belebende 
Requisiten fanden sich dazu allerlei Werke der Kleinplastik, darunter einige künstlerisch 
reife und wertvolle Stücke von Hugo Lederer, zum Beispiel die edle Zentaurenschale. 
Ein Panorama verschiedenerTemperamente ölTnete sich auf dieserBühneBemerkens- 
wert dabei erschien, daß die Neigung unserer kunstgewerblichen Anfangszeiten zum 
Rustikalen, zum Blockhausstil, zum Naturalismus der nackten Konstruktivität die logische 
Entwicklung zu einer schmückenderen Tendenz durchgemacht hat. Das Schmücken und 
Zieren ist aber in der Schule der Konstruktion und der Bescheidenheit der Natur erwachsen 
und steht in strenger Zucht. Es macht sich nicht breit, es drängt sich nicht als Hauptsache 
vor. Es dient willig im konstruktiven Gefüge, die Schmuckmotive werden nicht äußerlich 
hinzugetan, sondern sie sind dem Ganzen organisch verbunden, sie wirken als Ausdrucks- 
form, sie akzentuieren, sie betonen an einer wesentlichen Stelle die Gliederung. 
Es ist charakteristisch, daß bei den Möbeln gerade die Schmucktechnik bevorzugt 
wird, die am wenigsten äußerlich ist, vielmehr am reinsten und organischsten sich einfügt
	        
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