Z0].
Doppelfenster zurückgezogen. In
Engelharts Jugendzeit hieß das
Rüdenhaus „Wäscherhaus" und
es wurde darin nicht mehr geballt,
sondern lediglich gewaschen und
im Fasching natürlich auch getanzt.
Sein Bild „Der Ball auf der Häng-
sta " (r887) ist dort heraus und
auch das Bild „Beim Künstler"
(1888), nämlich beim Seiltänzer,
wo das agierende Trikotmädel von
einer Schar Erdberger Kinder be-
wundert wird.
Doch bis diese Erstlingswerke
erblühten, sollte noch viel gelbliches
Wasser, der Erdberger Lände ent-
lang, denDonaukanal hinabtiießen.
Der Junge hatte zwar schon mit
sechs und sieben Jahren eine
verdächtige Neigung, zu kritzeln
und zu klecksen. Er besitzt sogar
noch ganze Packen solcher Hand-
zeichnungen moderner Meister.
Die Familie aber war gegen solche
Allotrien, die doch immer etwas
Unsolides haben; kaum ertappte
man ihn dabei, so wurde ihm uner-
bittlich das Licht weggenommen.
Dafür wurde er in die Landstraßer
Realschule gesteckt, wo er etwas
Brauchbares lernen sollte. Nun, an
dieser Schule war damals Rudolf
Weyr als Lehrer angestellt. Sein primitiver Arbeitsraum lockte den Knaben
unwiderstehlich; so oft der Lehrer nicht darin war, stahl er sich hinein und
schnüHelte an allem, was irgend nach Kunst roch. Ja, wenn man ihm erlaubt
hätte, da auch modellieren zu lernen! Aber das war der Familie nicht abzu-
schmeicheln, es erschien doch als gar zu bedenklicher Abweg. So blieb der
Knabe sieben Jahre an der Realschule und legte auch redlich die Matura ab.
Manche schwere künstlerische Anfechtung hatte er während dieser Frohne
zu überwinden. Oder vielmehr nicht zu überwinden. Einmal nahm er sich
ein Herz und ging insgeheim zu Professor Karl Blaas, einem Gewaltigen der
Akademie. Der sollte ihm raten und helfen. Blaas antwortete auch sehr ver-
nünftig, er solle nur ja Fleißig seine Realschule weiterstudieren, mit je mehr
Erfolg, desto besser, um auf alle Fälle einen bürgerlichen Rückhalt zu haben;
Josef Engelhan, Spaziergänger, farbige Monotypie
37'