haben. Diese Oberlichtsäle liegen höher als der Eingangsraum und die aufführenden
Stufen werden durch edle Säulenstellungen betont, die dann zu einem, den ersten Saal
abschließenden Nischenbau leiten. Laubenartig entwickelt er sich mit seinen Truhen-
bänken hinter steinernen Balustraden. Schön ist die Wandbehandlung in diesen Sälen.
Besonders eine mattgraulila Bespannung in tiefen alten Tönen hat Kultur.
Im zweiten Oberlichtsaal soll sich später unter dem Deckensirns ein Fries hinziehen,
aus Abgüssen nach dem Cellafries des Parthenon. Die provisorischen Tannengewinde am
Eröffnungstage wirkten aber auch sehr dekorativ. Und vielleicht ist dieser Schmuck für
solche Salons, die doch bei aller Gepilegtheit die Bescheidenheit des neutralen Hinter-
grundes für wechselnde Kollektionen wahren sollten, geeigneter, als die etwas zu
monumentale Belastung durch den antiken Fries.
Die Eröffnungsausstellung ist sehr repräsentativ, natürlich international und durch-
aus vielseitig in der Physiognomie.
Eduard von Gebhard findet man hier und Paul Baums Pointilliermanier in einer
Kanallandschaft im Spätherbst.
Bracht erscheint mit einer sturmüberwehten I-Ierbstlandschaft in derMuldenniederung.
Dills weißes Dachauermoor hat jenes gespenstisch fahle Einsamkeitskolorit, das für die
Bilder dieses Malers so charakteristisch ist. Von Dettmann sieht man die großzügig mit
epischem Schwung hingestellten drei Friesenmädchen, die über die Haide fegen, in den
altertümlich starren Kleidern, gleich Figuren einer rustikalen Heraldik.
Haiders schlichte deutsche Volksliedpoesie voll Stille und Innigkeit weht über seiner
bayerischen Seelandschaft. Zügel packt durch die prachtvollen, farben- und Sonne-
strotzenden Tierbilder vom Wasser und Moor.
Von Klinger hängt ein älteres Bild da,Abend mit dem dekorativen Reigen dreierMädchen
auf geblümter Au. Und Kampf unterhält mit prickelnden koloristischen Pikanterien, Opern-
logen und Zirkusmanegen mit ihrem schillernden Konfettispiel und Paillettenfeuerwerk.
Meisterlich stellt sich die Plastik dar.- Hildebrandts seelisch-essenzielle Menschen-
deutekunst in letzten einfachsten Linien genießt man in den Portraitbüsten Ignaz Döllingers,
Friedrich Hammachers und des ProfessorsKronecker. Mit einem Hebbel-Wort möchte man
von den Werken dieses beherrschenden Formwillens sagen: Wie ist das iiltriert.
Des Belgiers Lagae Skulpturen haben herbe Wahrhaftigkeit und die Pietro Canonicas
Anmut und den reifen Geschmack Florentiner Kultur.
Von den Malern des Auslandes sieht man englische Bildniskunst von Lavery und
Landschaften von Hamilton und Paterson.
Frankreich ist vertreten durch Emile Claus mit lyrischen Farbenstimmungen der
Kapuzinerkresse und des Sonnenstrahls und Charles Cottets Landschaften.
Aus dem Norden kommen die Schweden Kallstenius mit seinem glühenden Abend-
fanal des nördlichen Mitternachtssonnenhimmels und Karl Larsson mit seinen freundlichen
Kinderstuben in einer liebenswürdigen und ihren Stil echt treffenden Bilderbogentechnik.
Nur gehört solch wandfriesartiger Schmuck wohl kaum in einen pompösen Goldrahmen.
Ferner der Däne Kroyer mit dem sehr lebendigen Bild des wandelnden hellgekleideten
Paares im farbigen Licht des Sommerabends am Strand bei Skagen.
Schließlich findet man auch noch eine gewählte Reihe Bilder alter Kunst, Italiener,
Niederländer, Engländer, Franzosen. Darunter ist die kulturell fesselnde Monkada-Serie des
David Teniers. Es ist die Historie Antonio Monkadas, der den Rebellen Cabrera, denVer-
räter der Königin Bianka von Sizilien, schlägt und unterwirft. 1663-64 sind diese Bilder,
die von der Familie Monkada bestellt wurden, entstanden. Sie haben Randgemälde von
johann van Kessel.
Ein hervorragendes Stück ist auch das Stilleben von Albert Cuyp. Totes Geiiügel
liegt im Vordergrund, ein Jäger steht dabei am alten Fährhaus vor dem gefrorenen Fluß,
im Hintergrund sieht man die Kirche von Dortrecht. Der farbige Einklang in dieser reichen
Komposition ist bewunderungswürdig. Felix Poppenberg